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Historisches: Die Internierten der Queen Mary und ihr Protest gegen die Haft
Am 25. September 1940 trafen 272 Deutsche, Österreicher und Italiener auf der Queen Mary in Sydney ein. Es war keine Luxusreise, denn sie wurden von britischen Soldaten bewacht. Im Gegensatz zu den 2.500 Internierten, die drei Wochen vorher auf der Dunera in Australien eintrafen konnten sie jedoch die Überfahrt als Passagiere der 2. Klasse genießen.
Die britischen Kolonialbehörden Singapurs hatten 223 jüdische Flüchtlinge ausdrücklich bestätigt, dass gegen sie nichts vorliegt und einer Freilassung nichts im Wege stehe. Die Männer und Frauen gingen für sich und ihre Kinder daher davon aus, dass sie in Australien „unter britischem Schutz auf britischer Erde“ wie in Singapur in Freiheit leben würden. Die Abschiebung erfolge, weil man in der „Festung Singapur“ ihre Sicherheit angesichts der Bedrohung durch Japan nicht gewährleisten könne.
Entsetzt waren sie, als in Australien sofort hinter Stacheldraht im Camp 3 bei Tatura (Victoria) eingesperrt wurden – die Familien im Compound D, die Single-Männer im Compound C. In den australischen Personalbögen wurden sie nicht als „Internierte“ und „feindliche Ausländer“ sondern als „detained refugees“ – also inhaftierte Flüchtlinge – geführt. Beschwerden der 223 über die Inhaftierung wiesen der Lagerkommandant und die Behörden in Singapur ab.
Auch die 49 Italiener de Queen Mary-Gruppe wurden in Tatura eingesperrt. Das war zu erwarten. Denn sie galten einerseits nach der Kriegserklärung Mussolinis als feindliche Ausländer. Und andererseits lebten viele von ihnen aus beruflichen Gründen in Singapur und unter ihnen waren etliche bekennende Mussolini-Faschisten.
dunera.de veröffentlicht – soweit bekannt erstmals im deutschen Sprachraum – Namenslisten der jüdischen Flüchtlinge und der Italiener der Queen Mary-Gruppe und berichtet über Hintergründe der Internierung und Erlebnisse der Internierten.
Die beiden mit jüdischen Flüchtlingen belegten Compounds wurden mit australischen Nazis deutscher Abstammung aufgefüllt. Nach mehrfachen Beschwerden darüber und Warnungen vor den Gefahren dieser Lagerbelegung wurde der Camp Leader der Queen Mary-Juden Gerhard Seefeld per Befehl des Lagerkommandanten abgesetzt. Berichte über die dadurch ausgelösten Konflikte und über die Aktivitäten von Nazis – trotz Verbotes – in den Tatura-Lagern sind in Vorbereitung.
Der Luxusdampfer Queen Mary – das damals zweitgrößte Schiff der Welt – wurde Anfang 1940 zum Truppentransporter umgebaut und umlackiert. Foto: Australian War Museum, BestandsNr. P00869.056.

In den australischen Personalakten wurden die jüdischen Flüchtlinge nicht als Internierte oder Kriegsgefangene bezeichnet, sondern als „inhaftierte Flüchtlinge“ Quelle: NAA_ItemNumber9904155.
Zu den neuen Historie-Artikeln
Aus Singapur „unter britischem Schutz“
und
„Im Innersten tief verletzt“

Hinweis: Am 31. März jährt sich der Jahrestag des Todes des „Schriftstellers „rasenden Reporters“ Egon Erwin Kisch. das war Grund genug, seine Reportagen von der „Landung in Australien“ und seinen Eindrücken des Landes noch einmal zu lesen. Ein Lesetipp erscheint am 28. März 2025 auf dunera.de.