„Der Reisende“ ist jetzt in Berlin zu sehen. Eine Adaption des Roman-Stoffes von Dunera Boy Ulrich Boschwitz zeigt das „Kleine Theater“ am Südwestkorso. Für die Regie zeichnet Mirko Böttcher, Bühnen- und Kostümbild gestaltete Flavia Schwedler, Michael Kessler komponierte. Auf der Bühne sind zu Jonas Laux, Silke Buchholz, Matthias Rheinheimer und Michael Rothmann zu sehen.
Ulrich Alexander Boschwitz erzählt in seinem Roman „Der Reisende“ beeindruckend nah an seiner Hauptfigur die Geschichte des jüdischen Kaufmannes Silbermann, der von seinem deutschen Geschäftspartner um den Anteil an der gemeinsamen Firma betrogen wird. Seiner Existenzgrundlage beraubt verbringt er sein Leben in Eisenbahnzügen und mit dem Beobachten der Menschen und des Geschehens auf Bahnhöfen.
„Ich bin überhaupt schon ausgewandert. Ich bin in die deutsche Reichsbahn emigriert. Ich bin nicht mehr in Deutschland. Ich bin in Zügen, die durch Deutschland fahren.“
(Otto Silbermann)
Boschwitz schrieb die Geschichte unter dem Eindruck der Judenverfolgung in seiner Heimatstadt Berlin und des Pogroms am 8./9. November 1938.
Während Ulrich Boschwitz am Manuskript seines ersten Buches „Menschen neben dem Leben“ arbeitete war der Sohn eines jüdischen Kaufmanns mit seiner protestantischen Mutter selbst auf der Flucht – im Gegensatz zur inneren Flucht seines tragischen Helden Silbermann ging 1935 nach Schweden, wo das Buch unter dem Pseudonym Johne Grane erstmals verlegt wurde. „Der Reisende“ erschien 1937 in England unter dem Titel „The Man who took the Trains“.
Die Flucht führte Boschwitz weiter über Frankreich nach England. Dort wurden Mutter und Sohn 1940 als „feindliche Ausländer“ interniert. Während Marta Boschwitz auf der Isle of Man hinter Guttern war, wurde ihr Sohn auf dem Skandalschiff „Dunera“ nach Australien deportiert. Dort blieb er erst im Lager Hay (New South Wales)m dann im Lager Tatura hinter Stacheldraht. Im August 1942 bekam er die Möglichkeit, nach England zurückzukehren. Jedoch wurde das Passagierschiff „Abosso“ am 29. Oktober 1942 kurz vor dem Zielhafen Liverpool und nahe der Azoren von dem deutschen U-Boot U575 versenkt. Von den 392 Passagieren und Seeleuten überlebten nur 31 Menschen, darunter einer der 44 mitgereisten Internierten.
An Ulrich und Marta Boschwitz erinnern Stolpersteine vor dem Haus Hohenzollerndamm 81 in Berlin-Wilmersdorf.
Der Berliner Verleger Peter Graf entdeckte den vergessenen Schriftsteller wieder und veröffentlichte beide Romane von Boschwitz 2018/2019 erstmals in deutscher Sprache.
Eine erste Adaption des Stoffes als Einpersonen-Stück wurde im Juni 2024 in Stuttgart gezeigt.

UIlrich A. Boschwitz. Quelle: Leo Baeck Institut DTLPID 2267158.

Szenenfoto. Quelle: Kleines Theater.

„Der Reisende“ wird an folgenden Terminen gespielt:
Samstag, 22. März
Sonntag, 23. März
Mittwoch, 26. März
Mittwoch, 9. April
Donnerstag, 10. April
Freitag, 11. April
Samstag, 3. Mai
Donnerstag, 12. Juni
Freitag, 13. Juni
Die Vorstellungen beginnen um 20 Uhr, Sonntags um 18 Uhr.
Karten für das Kleine Theater am Südwestkorso 64 in 12161 Berlin können u.a. online gebucht werden.
Weiteres auf der Homepage des Kleinen Theaters.

