Die deutsche Hauptstadt Berlin begeht in diesen Tagen das 100. Jubiläum ihrer S-Bahn. Genau genommen ist es das Jubiläum der Inbetriebnahme der ersten Linie mit elektrisch (statt mit Dampf) angetriebenen Zügen am 8. August 1924. Dieses Jubiläum sollte auch Anlass sein, um an Fritz Rosen zu erinnern, einen Kameraden des Kitchener Camp.
Schöpfer des deutschen S-Bahn Logos ins Exil gezwungen
Fritz Rosen wurde am 16. Oktober 1890 in Frankfurt am Main in eine jüdische Familie geboren. Seine berufliche Laufbahn begann er dort 1914 in einem Architekturbüro. 1924 wechselte er nach Berlin, wo er mit dem Design-Professor Lucian Bernhard zusammenarbeitete. Seither entwickelte er preisgekrönte Plakate u.a. für die Firma Bosch und die Berlin-Werbung.
Anlässlich der Umbenennung der „Berliner Stadt-, Ring-, und Vorortbahnen“ in das griffigere „S-Bahn“ entwarf er 1930 das grüne Logo mit dem Buchstaben „S“, das mit „Stadt-“ oder „Schnell-“ Bahn identifiziert wird. Diese Bildmarke ist heute noch – und weit über Berlin hinaus – Blickfang für die lokalen Schnellbahnsysteme der Deutschen Bahn AG. Der Gestalter wurde für sein nachhaltiges Design mit 800 Reichsmark abgefunden.
Fritz Rosen hatte bereits 1925 die Leitung von Bernhards Berliner Atelier übernommen, das er als Atelier „Bernhard-Rosen“ führte, denn Bernhard lebte inzwischen in den USA. Nach der Machtübergabe an die Nazis und den ersten antisemitischen Gesetzen im Frühjahr 1933 flüchtete er. Er siedelte sich Ende 1933 im Londoner Ortsteil Hendon an und eröffnete ein Büro für Werbegrafik.
Zwar sprach ein „Tribunal“ am 5. Dezember 1939 seine Befreiung von einer Internierung und weiteren Restriktionen aus. Das hinderte die britische Regierung aber nicht daran, ihn am 21. Juni 1940 – angesichts einer von rechtsgerichteten Zeitungen geschürten Ausländerfeindlichkeit und allgemeiner Angst vor einer deutschen Invasion – dennoch zu internieren. Statt des erhofften Asyls widerfuhr das Zehntausenden, die der rassistischen und politischen Verfolgung durch die Nazis entronnen waren.
Als nächste Lebensstation von Fritz Rosen kann das Kitchener Camp gelten. Er unterzeichnete auf der Rückseite eines Gruppenfotos von Lagerkameraden. Immerhin blieb ihm die Deportation nach Kanada oder Australien erspart. Seine Karteikarten des Home Office vermerken „released 8.9.40“. Er blieb in England und arbeitete weiter in seinem Beruf. Mit seiner Frau Dorothy Mary (geb. Toppin, 29.9.1904 – 20.4.2005) lebte er zumindest bis 1957 in London (NW4, 32 Greyhound Hill). Am 12. Dezember 1980 verstarb er in Brighton.
Ein Abzug eines Fotos aus dem Kitchener Camp blieb im Familienarchiv Dehn erhalten. Nun kann ein zweiter der 30 Internierten wahrscheinlich identifiziert werden. Fritz Rosen hinterließ zur Erinnerung seine Unterschrift oben rechts auf der Rückseite des Fotos.
Ist Nr. 11 auf dem Foto Fritz Rosen? Quelle: Familienarchiv Dehn.
Zum Vergleich: Das Porträtfoto von Fritz Rosen aus dem Archiv des Berliner S-Bahn Museums.