Eine unfreiwillige Seereise:
Dunera
Interniert in Australien
1940 wurden 2.300 Deutsche und Österreicher– überwiegend von den Nazis Verfolgte – sowie 200 Italiener von der britischen Regierung nach Australien deportiert. Sie überstanden 57 Tage lang einen wahren Horrortrip. An dieses wenig bekannte Kapitel des Holocaust und des Exils während der Nazizeit erinnert www.dunera.de. Namensgeberin dieser Website ist das Passagierschiff HMT Dunera, das für diese „unfreiwillige Weltreise“ der Entbehrungen, Erniedrigungen und Gewalt benutzt wurde. Einer der „Gäste“ der britischen Regierung war Heinz Dehn, der Vater bzw. Großvater der Initiatoren dieser Website.
Recherchen zur Geschichte der Familie Dehn zeigten, dass viele Freunde auf der Dunera nach Australien deportiert worden waren oder auf anderen Fluchtwegen vor den Nazis dorthin kamen.
In Australien genießen die „Dunera Boys“ heute ebenso wie die zeitgleich aus Singapur nach Australien gebrachten knapp 270 Juden ein hohes Ansehen. Die Dunera Association – viele Mitglieder sind Nachfahren von Dunera-Boys in zweiter oder dritter Generation – veranstalten jährliche Treffen. Vielfältige Forschungsarbeit leisten Historiker mehrerer Universitäten in Down Under. Die in den Internierungslagern entstandenen Kunstwerke werden erhalten und ausgestellt, Kompositionen wiederaufgeführt.
In Deutschland ist die Geschichte der Männer der Dunera, die ein Teil des Holocaust und des jüdischen Exils in England und Australien ist, wenig bekannt. Einige Lebensgeschichten damaliger Internierter sind bis heute unbekannt und sollen dem Vergessen entrissen werden. Sie haben es verdient.
Das Erleben und Leiden der Dunera Boys und der Millionen anderen, die ihr Leben damals in Sicherheit bringen mussten und konnten, unterscheidet sich im Grundsatz nicht von den Schicksalen heutiger Opfer politischer, religiöser, nationalistischer oder sonstwie verwerflicher Verfolgung.
So mag der eine oder andere Beitrag, das eine oder andere Zitat, Assoziationen zum Heute wecken. Dies festzustellen bleibt dem Leser überlassen. Der Auslöser dafür ist im Leid, in Flucht, Vertreibung, Verfolgung, Abschiebung, Deportationen, im Exil zu finden. Und in den Schlagzeilen und gesellschaftlichen Debatten, die in unserer Zeit die Menschen bewegen.
Insoweit möchte dunera.de Anstöße über den historischen Bezug hinaus geben. dunera.de bemüht sich dabei um historische Korrektheit, auch wenn eine geschichtswissenschaftliche Arbeitsweise nicht beansprucht wird.
dunera.de ist ein privates, ehrenamtlich und nichtkommerziell betriebenes Projekt, in das auch persönliche Kommentare einfließen. In unregelmäßigen Abständen sollen neue Beiträge hinzukommen. Wir laden auch Gastautoren herzlich ein, an dieser Erinnerungs- und Gegenwartsarbeit teilzunehmen.
Peter Dehn, Paul Dehn, im April 2024.
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