„Gone but not forgotten“:
Ulrich Laufer und Max Schwarz
In den Unterlagen der Familie Dehn befand sich eine großformatige Klappkarte mit Grafiken, die den „verdienstvollen Hutcaptain President Fruitshopleiter Wäschereibesitzer Dehn“ im Auftrag der Lagerleitung ironisch ehrt. Die Karikaturen über Heinz Dehns Aktivitäten wurden von Ulrich Laufer gezeichnet. Grund genug für das Team von dunera.de, nachzufragen: Wer war Ulrich Laufer?
Der 1923 geborene Sohn eines jüdischen Arztes entkam den Faschisten mit einem Kindertransport nach England. Wir wissen, dass Ulrich mit dem sechs Jahre älteren Dunera Boy Max Schwarz Freundschaft schloss, aber nicht, wann das geschah. Der Medizinstudent hatte Wien verlassen müssen, nachdem ihn die Nazis – wie tausende jüdische Studenten, Lehrer, Angestellte – von der Uni geworfen hatten.

Ulrich Laufer (l.) und Max Schwarz. Die für die Armeeakten entstandenen Porträts sind die einzigen bekannten Fotos.
Beide glaubten sich in England sicher vor Verfolgungen. Jedoch wurden sie von der britischen Regierung unerwartet zu „feindlichen Ausländern“ erklärt und wenig später auf der HMT Dunera nach Australien abgeschoben. Ulrich Laufer war erst 16 Jahre alt, einer der jüngsten Dunera Boys.
Der Aufenthalt in unterschiedlichen Camps in Hay trennt die beiden zunächst. Ihr Lebensweg führte sie in Tatura wieder zusammen. Wie viele aus England und Singapur deportierte Juden und Nazigegner traten sie nach der Internierung der 8th Employment Company der australischen Armee bei. Ihrem jungen Leben wurde ein jähes Ende bereitet, als sie am 30. Dezember 1943 ihren Ausgang nutzten, um im Murray River bei Tocumwal zu baden. Tückische Strömungen rissen sie mit sich und die jungen Männer fanden den Tod.

Bei der Gartenarbeit im Internierungscamp von Ulrich Laufer beobachtet.
Im Gespräch mit dem Dunera Boy Walter Pollak erinnerte sich der Kommandeur der Einheit, Captain Edward Renata Muhunga Broughton an „zwei junge Männer, die das Trauma erlebten, als Jugendliche aus ihren Familien gerissen, in ein fremdes Land verschifft, 2 ½ Jahre lang interniert zu werden und schließlich, bevor sie die Schönheit des Lebens kennenlernen konnten, als zwei aufgeblähte Leichen am Flussufer zu enden …“ (Dunera News Nr. 24, Seite 7).
Der neue biografische Artikel soll an Ulrich Laufer und Max Schwarz erinnern – ganz im Sinne der auf Max‘ Grab eingravierten Inschrift „Gone but not forgotten“.
Neue Biografie
Bei der Durchsicht des Nachlasses von Dunera Boy Paul Friedländer – bekannt unter seinem Spitznamen Bonzo – stieß sein Sohn auf umfangreiches Material über seinen Vater und Familienmitglieder. Die Erinnerungen an die eigene Familie verbindet er in seinem Buch „Bonzos Auge“ mit den Ergebnissen jahrelange Recherchen zu den Schicksalen vieler Familienangehörigen. Die Überlebenden des Holocaust sind heute über die ganze Welt verstreut. Als Thomas Friedländer erfuhr, dass Arthur West (Dunera Boy Arthur Rosenthal) Mitgründer der Edition Schwarzdruck war, wurde dieser Verlag seine publizistische Heimat.

Thomas Friedländer, Bonzos Auge, Edition Schwarzdruck, Gransee 2023, 400 Seiten, ISBN 978-3-96611-027-3, 27,00 €.

Die Dunera & Queen Mary Association pflegt die Erinnerung an die nach Australien abgeschobenen und dort internierten Flüchtlinge. Wer diese Arbeit unterstützen will kann Mitglied der Organisation werden.