Dunera

„… auf jeden Fall alle erwischen …“

Einen Überblick über die Internierungen und Deportationen in Großbritannien während des 2. Weltkrieges gibt der Dokumentarfilm „Churchills vergessener Krieg“, die derzeit in der Mediathek von Phoenix verfügbar ist. Darin berichtet u.a. Henry Wuga. Er wurde 1940 als 16jähriger Flüchtling interniert und ist einer der wenigen noch lebenden Zeitzeugen des Vorgehens von Churchills Kriegskabinett „gegen den vermeintlichen Feind im eigenen Land“.

Zitiert wird u.a. die britische liberale Abgeordnete Eleanor Rathborne, die sich im Unterhaus vehement für die ungerecht behandelten Flüchtlinge einsetzte und damit zur Rücknahme der Internierungspolitik beigetragen hatte: Mit den massenhaften Internierungen „einschließlich all derer, die durch die Tribunals als Opfer des Naziregimes anerkannt worden waren“ wolle man „auf jeden Fall jene erwischen, die man haben will“, kritisierte sie damals im Parlament die Politik des Ministerpräsidenten Winston Churchill.

Der 45 Minuten lange Film von Richard Shaw „Churchills vergessener Krieg“ ist bis zum 22. Oktober 2025 beim Dokumentations- und Ereigniskanal Phoenix im Rahmen der ARD Mediathek anzusehen.

Eine zeitgenössische Karikatur kommentiert die in der Dunera-Community gut bekannte Historikerin Rachel Pistol: Auf einer Seite sieht man eine große Menge „Deutsche & & italienische Feinde des Nazismus  & Faschismus“, auf der anderen des Stacheldrahtzauns die Handvoll „unsere eigenen totalitären kleinen Hitlers“. Die nach den parlamentarischen und öffentlichen Debatten erfolgte Änderung der britischen Ausländerpolitik und die daraufhin offiziell erfolgte Freilassung auch der nach Übersee Deportierten versieht Rachel Pistol mit der relativierenden Bemerkung: „Es war schwer, nach Hause zu kommen“.

Der britische Historiker Stefano Paolini verweist im Film kritisch darauf, dass es in der britischen Literatur über den 2. Weltkrieg „keinen einzigen Hinweis auf die Internierungen, die Arandora Star oder die Deportationen“ gibt.

Sein Kollege Simon Parkin („The Island of Extraordinary Captives“ über die Internierten der Isle of Man) fragt abschließend: „Wie weit darf eine Nation bei der rechtmäßigen Verteidigung ihrer Werte gehen, bevor sie beginnt diese aufzugeben? Wie können wir unsere moralische Verpflichtung, Zuflucht und Flucht zu gewähren, mit der Notwendigkeit in Einklang bringen, die nationale Sicherheit zu wahren? In gewissem Sinne ist diese Frage nie beantwortet worden.“ Das betrifft nicht nur die britische Ausländerpolitik von 1940 sondern genauso die Debatten in den EU-Ländern und den USA um den Umgang mit Flüchtlingen, die glauben, in diesen Ländern einen sicheren Hafen zu finden.

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