Dunera

„Aktionsjuden“

Noch während der „Demonstrationen gegen die Juden“, wie die SS den Pogrom vom 9. und 10. November 1938 nannte, ordnete Hitler persönlich Massenverhaftungen jüdischer Männer an. Sie wurden ohne Anklage in Konzentrationslagern eingesperrt. Die Nazis benutzten diese Inhaftierungen als Druckmittel. Sie wollten die Flucht der betroffenen Familien erzwingen. „Nebenbei“ ging es aber darum, jüdisches Eigentum zugunsten der Staatskasse zu stehlen. Die 30.000 Verhafteten werden in vielen Biografien auf dunera.de, anderen Quellen und Erlebnisberichten als „Aktionsjuden“ oder „Rath-Juden“ bezeichnet.

Peter Dehn, im Juni 2024.

Die Massenabschiebung von 17.000 polnischer Juden über die polnische Grenze im Oktober 1938 – bekannt geworden als „Polenaktion“ – hatte Folgen: Wie bekannt hatte eine Jüdin vom polnischen Grenzort Zbaszyn ihrem Bruder nach Paris über ihre Erlebnisse berichtet. Der junge Mann, Herschel Grynszpan[1] Wikipedia über Herschel Grynszpan, abgerufen am 25.9.2023. mit Namen, erschoss daraufhin am 7. November 1938 den Beamten der dortigen Nazi-Botschaft Ernst Eduard vom Rath[2] Wikipedia über Ernst Eduard vom Rath, abgerufen am 20.7.2023.. Das propagierten die Nazis, um das ohnehin geplante gewaltsame Vorgehen gegen Juden zu legitimieren. Der Pogrom des 9. und 10. November 1938 ging als „Reichskristallnacht“ verniedlichend in das Nazi-Vokabular ein: Ein staatlich gesteuerter Mob ermordete 400 Menschen oder trieb sie in den Suizid. Über 1.400 Synagogen, 7.500 Geschäfte und Wohnungen wurden zerstört, jüdische Friedhöfe und Gemeindeeinrichtungen wurden verwüstet[3] Jüdisches Museum Berlin, „9. November 1938“, abgerufen am 30.5.2024..

„Insbesondere Wohlhabende“

Dieser Angriff auf die Juden war den Nazis nicht genug. Noch am 9. November ordnete Hitler persönlich die Verhaftung von bis zu 30.000 Juden an. Das ist dem Tagebuch von Propagandaminister Goebbels[4] Josef Goebbels, Tagebuch-Eintrag über den Abend des 9.11.1928. zit.n. Dokument VEJ 2/363 in Susanne Heim (Bearb.) „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 -1945 (Quellensammlung) Band 2: Deutsches Reich 1938 – August 1939.“ München 2009, ISBN 987-3-486-58523-0, Seite 365. Zit.n. Wikipedia über „Aktionsjuden“, abgerufen am 30.5.2024. zu entnehmen. Man wird sehen, warum.

Den Befehl gab Heinrich Himmler über die Strukturen der von ihm befehligten SS und Polizei weiter. Dem folgend wies SS-Gruppenführer Reinhard Heydrich noch in der Nacht zum 10. November die Gestapo und andere Behörden u.a. an, dass im Fortgang der „Demonstrationen“ (also des Pogroms) „nur solche Maßnahmen getroffen werden, die keine Gefährdung deutschen Lebens[5] Fernschreiben von Heydrich an Gestapo- und SD-Stellen vom 10.11.1938. zit. n. „Die Nacht als die Synagogen brannten“, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg 1998, Seite 31, abgerufen am 15.7.2023. oder Eigentums mit sich bringen“ Jüdisches Eigentum dürfe „nur zerstört, nicht geplündert[6] Ebenda.“ werden.

In Ziffer 5 des Befehls wurden Gestapo, Polizei etc. verpflichtet, „insbesondere wohlhabende“ gesunde männliche Juden „nicht zu hohen Alters“ zu verhaften[7] Ebenda.. Ziffer 3 des Befehls deutet zudem auf einen großangelegten Raub jüdischer Kunst und Kultur: „… ist in allen Synagogen und Geschäftsräumen der jüdischen Kultusgemeinden das vorhandene Archivmaterial polizeilich zu beschlagnahmen[8] Ebenda., damit es nicht im Zuge der Demonstrationen zerstört wird. Es kommt dabei auf das historisch wertvolle Material (Hervorhebung pd) an, nicht auf neuere Steuerlisten usw.“

Der Dunera Boy und Maler Hans Jackson (Hermann Josephy) hielt seine Erinnerung an die brennende Synagoge in Berlin fest. Mit freundlicher Genehmigung von Allen Sternstein.
Keiner wußte von den Übergriffen gegen Juden? Das Foto zeigt Jüdische Männer, die nach den Novemberpogromen in Baden-Baden verhaftet wurden, auf dem Marsch in das KZ Dachau und Zuschauer. Foto: Bundesarchiv Nr. 183-86686-0008.

So wurde die Verhaftung von etwa 30.000 jüdischen Männern ab dem 10. November 1938 auf den Weg gebracht. Sie erfuhren nicht, warum sie verhaftet wurden. Die meisten wurden von lokalen SS- und Polizeieinheiten bis zum 16. November in die drei großen Konzentrationslager[9] Heiko Pollmeier: „Inhaftierung und Lagererfahrung deutscher Juden im November 1938.“ In: „Jahrbuch für Antisemitismusforschung“ 8 (1999), ISBN 3-593-36200-7, Seite 111. Zit.n. Wikipedia über „Aktionsjuden“, aao. überstellt. Für Dachau ist die Einlieferung von 10.911 Juden belegt, in Buchenwald waren es 9.845 und für Sachsenhausen schätzt man die Zahl auf etwa 6.000. Die Zahl der in KZs ihrer Freiheit beraubten Menschen hatte sich damit auf einen Schlag verdoppelt. Weil die Kapazitäten der drei KZs aber nicht ausreichten, wurden bis zu 10.000 Männer in lokalen Gefängnissen oder Sammelpunkten[10] Wolfgang Benz: „Mitglieder der Häftlingsgesellschaft auf Zeit. ‚Die Aktionsjuden‘ 1938/39“. In Dachauer Hefte. 21 (2005) ISBN 3-9808587-6-6, Seite 180. Zit.n. Wikipedia über „Aktionsjuden“ aao. behalten.

Zum Beispiel Buchenwald

Wie schnell der Heydrich-Befehl griff dokumentieren auch die Zugangszahlen[11] Harry Stein „Juden in Buchenwald 1937 – 1942“, Hrg. Gedenkstätte Buchenwald 1992, Seite 41. des KZs Buchenwald. „Am 10. November kamen 1.525, an 11. November 3.915, am 12. November 3.360, am 13. November1.019 und am 14. November 9 jüdische Männer in Buchenwald an.“

Schon vor dem Eintreffen im Lager wurden sie gedemütigt und entwürdigt. „Ging der Transport mit der Reichsbahn, so schlug man sie schon im Tunneldurchgang des Weimarer Bahnhofs zusammen. Über fünf Tage wurden in nicht abreißender Folge Juden über den ‚Carachoweg[12] Die Bezeichnung für die Wegstrecke vom Haupteingang des Kommandanturbereiches zum Lagertor verdeutlicht das Gewaltmonopol der SS, die neu ankommende Häftlinge dort "mit Caracho" unter Schlägen und Gebrüll entlanghetzte.’ durch die schmale Pforte des Lagertores Buchenwald gehetzt und erreichten mit Platzwunden, Quetschungen und Knochenbrüchen das Lager. Die SS steigerte den Empfangsterror[13] Stein loc.cit. mit jedem Tag … und war auch nicht zufrieden zu stellen durch Unterwerfung.“

Berichtet wird von stundenlagen Appellen im Stehen bei kaltem und regnerischem Wetter bis zur Erfassung der Personalien, dem obligatorischen Haareschneiden und der Wegnahme der eigenen Kleidung, stattdessen mussten sie gestreifte KZ-Kleidung tragen. Die meisten „Rath-Juden“ oder „Aktionsjuden“ wurden in speziellen Baracken, dem sog. Sonderlager, untergebracht. Und auch dort machte die SS von ihrem Gewaltmonopol Gebrauch, wie Augenzeugen[14] Ebenda, Seite 44f. berichteten.

Die „Aktionsjuden“ mußten bei Kälte und Nässe stundenlang auf dem Appellplatz strammstehen (oben) bis sie zur Registrierung gehen durften. Fotos: American Jewish Joint Distribution Commitee.

Der Staat als Räuber großen Stils

Dass während der „Demonstrationen“ Misshandlungen und Plünderungen sowie Angriffe auf Ausländer „auch wenn sie Juden sind“ ausdrücklich untersagt waren, geschah sicherlich nicht nur mit Blick auf ein kritisches Echo aus dem Ausland. Abgesehen davon, dass das laut Augenzeugen vor allem außerhalb großer Städte nicht funktionierte: Da kühlten die Nazis ihr Mütchen an den jüdischen Männern, es hagelte Beleidigungen und Prügel. Juden wurden in „Schandzügen“ öffentlich zur Schau gestellt[15] Wolfgang Benz, aao. Seite 180..

Das wirkliche Ziel der „Judenaktion“ wurde am 12. November formuliert. Auf einer Besprechung stellte Hermann Göring als „Beauftragter für den Vierjahresplan“ mit kritischem Unterton fest, dass ein materieller Schaden von 225 Mio. Reichsmark[16] Jüdisches Museum Berlin aao. entstanden sei. Um Ähnliches bei weiteren Maßnahmen gegen die Juden zu verhindern, wurde die „Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ beschlossen. Die Juden „in ihrer Gesamtheit“ wurden gezwungen, eine Mrd. Reichsmark als „Sühne“ an das Reich zu zahlen. Um diesen damals ungeheuer großen Betrag einzutreiben wurden alle jüdischen Vermögen über 5.000 Reichsmark mit einer Sondersteuer von 20 Prozent belegt und Versicherungsansprüche beschlagnahmt. Um diese „Judenabgabe“ zu bezahlen waren viele Juden gezwungen, ihr Vermögen zu diktierten schlechten Preisen[17] Vgl. Wikipedia über die Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens, abgerufen am 27.5.2024. zu verkaufen. Außerdem wurde allen Juden pauschal der Führerschein entzogen; so waren sie gezwungen, ihre Autos zu Spottpreisen zu verkaufen.

Mittels einer „Reichsfluchtsteuer[18] Vgl. Wikipedia über die Reichsfluchtsteuer, abgerufen am 27.5.2024. erpresste das Naziregime weitere Gelder. Nicht zuletzt: Wer der Drohung folgte und das Land verließ durfte nicht mehr als 10 Reichsmark in bar mitnehmen und keine Vermögenswerte ins Ausland transferieren. So stahl der Nazistaat jüdische Vermögen, um seinen geplanten Krieg zu finanzieren.

KZ-Haft als Druckmittel für Enteignung und Vertreibung

Auszüge aus dem Heydrich-Befehl vom 10. November 1938.

Als der Regierungsbeschluss über die „Sühnezahlung“ den SS-Schergen in Buchenwald bekannt wurde, „begann eine bis dahin beispiellose Welle der Ausplünderung“. Stein zitiert: „Man ließ die Juden an großen Tischen vorbeigehen. Dort mussten sie ihre Wertsachen in aufgestellte offene Kästen werfen. Eine Aufnahme der Effekten fand nicht statt. Auf diese Weise flossen der Effektenkammer nicht mehr abschätzbare Gelder und Wertsachen zu, über deren Verbleib nicht mehr bekannt ist.“ Um das zu verbergen, wurden die Häftlinge gezwungen, bei der Entlassung zu erklären, dass sie „kein Geld, keine Wertsachen und keine Effekten abgegeben“ hätten und daher „keinerlei Ansprüche[19] Ermittlungsbericht der SS wg. Korruption in Buchenwald, Bundesarchiv Koblenz NS 7/1020, zit.n. Harry Stein aao, Seite 47. an das KL. Bu. stellen“. Das wird ein unerwartetes Nachspiel haben. Ein anderes Beispiel: Als Bedingung für die Entlassung aus dem KZ Buchenwald musste Friedrich Adler, Mitinhaber einer Schuhfabrik, einem von der Deutschen Bank organisierten Verkauf seiner Firma zu nur 3 Prozent des Nettowertes[20] Stein aao., Seiten 49/50. Zit. n. K. Pätzold, I. Runge, „Pogromnacht 1938“, Berlin 1988 Seite 194. zuzustimmen.

Bereits ab dem 16. November wurden erste Entlassungen für einzelne Personengruppen angeordnet. Vielen Männern waren die Folgen von Entbehrungen und Foltern deutlich anzusehen, obwohl die meisten kaum vier Wochen in den Lagern verbringen mussten. Daher wurden die Entlassungen von „Aktionsjuden“ z.B. in Buchenwald mit Schweigeerklärungen gekoppelt.

„… in keiner Weise vorbereitet…“

Bereits Ende September waren 2.000 jüdische Männer vom KZ Dachau nach Buchenwald verlegt worden und die Folgen der Überbelegung waren spürbar. Auch ein paar Wochen danach war Buchenwald „für die Aufnahme dieser Masseneinlieferung in keiner Weise vorbereitet“, stellte ein interner SS-Bericht[21] Ermittlungsbericht aao. später fest. „In der ersten Zeit war man noch nicht einmal in der Lage, die Juden mit Wasser und Brot zu versehen. Darüber hinaus fehlte es an allem und jedem“.

Schon Anfang November hatte der SS-Arzt Kirchert Juden verboten, Juden zu behandeln. Ende 1938 kam es zu einem Typhus-Ausbruch. Die Zahl der Todesfälle stieg auf das Vierfache: Starben vom 10. Oktober bis 9. November 53 Häftlinge, so waren es vom 10. November bis 9. Dezember 244, davon 163 im Sonderlager. Zeitgleich stieg die Belegung[22] Stein aao, Seite 45. in Buchenwald von 10.156 auf 17.262. Eine Liste der Gedenkstätte Buchenwald enthält 233 Namen[23] Ebenda, Seite 59f. von Männern, die in der kurzen Zeit von Mitte November 1938 bis Anfang Februar 1940 in Buchenwald den Tod fanden.

In Dachau starben mindestens 185 und in Sachsenhausen 80 bis 90 „Aktionsjuden“. Als Todesursachen[24] Susanne Heim aao., Seite 56 wurden meistens körperliche Überanstrengung, septische Erkrankungen, Lungenentzündung, Mangel an verordneten Medikamenten sowie Diät genannt. Also Todesursachen, die Mängel der Ernährung, fehlende medizinischen Behandlung usw. durchaus durchblicken lassen.

„… dass wir so gespenstisch aussehen würden …“

Siegmund Weltlinger[25] Veranstaltungsinfo „Das Schicksal der ‚Aktionsjuden‘ im KZ Sachsenhausen“, Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, 11/2013, abgerufen am 25.5.2024. erinnert sich an die ersten Stunden in Sachsenhausen: „Wir sahen, wie bleiche, ausgemergelte Gestalten, die meisten am Kopf und an den Händen verbunden, gekleidet wie wir, in endlosen Kolonnen zur Arbeit zogen. Wir konnte und damals nicht vorstellen, dass wir selbst in wenigen Wochen genauso gespenstisch aussehen würden.“

Walther Hirschberg[26] Gemeint ist wahrscheinlich der Komponist und Musikkritiker Rudolf Walther Hirschberg (1889-1960)., der 5 Wochen im KZ [Sachsenhausen] war, ist zurück“, notierte die Künstlerin Hannah Höch[27] Veranstaltungsinfo aao. am 18. Dezember 1938 in ihr Tagebuch. „Ist kein Mensch mehr, krank, Kopf kahl rasiert. Frostbeulen an den Händen. Er muss nun schnellstens hier raus.“

Trotz der kurzen Haftzeit spürten viele Männer noch lange nach ihrer Entlassung die Folgen der Unterernährung, der schlechten sanitären Bedingungen, des Wassermangels, der fehlenden medizinischen Versorgung und der gewalttätigen Übergriffe der SS. So wird berichtet, dass im Jüdischen Krankenhaus Berlin 600 Notamputationen[28] Pollmeier aao., Seite 117. als Folge unbehandelter Wunden und Erfrierungen durchgeführt werden mussten.

Bis Mitte Dezember konnten täglich rund 250 jüdische Männer aufgrund entsprechender Anweisungen aus Berlin Buchenwald verlassen. Ihnen wurde, auch den zu Entlassenen in Dachau und Sachsenhausen, „nahegelegt“, Deutschland alsbald zu verlassen. Am 1. Januar 1939 waren laut Stein noch 1.605 Juden im Sonderlager von Buchenwald.

Verfolgung nach braunem „Recht und Gesetz“

Die Massenverhaftungen der „Judenaktion“ vom November 1938 und der „Polenaktion“ vom Oktober 1938 waren zahlreiche Gesetze[29] Eine Liste solcher Vorschriften gibt es auf Wikipedia, abgerufen am 30.5.2024. vorangegangen, die gegen Juden gerichtet waren. Sofort nachdem die Grundrechte[30] Wikipedia über die „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“ vom 28.2.1933, abgerufen am 30.5.2023. am 28. Februar 1933 außer Kraft gesetzt wurden, begann die juristische Legalisierung der rassistischen und politischen Verfolgung. Im März trafen erste Berufsverbote die Existenz jüdischer Menschen. Am 11. April 1933 trat der „Arierparagraph[31] Wikipedia über das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7.4.1933, durch das Juden und politisch Unzuverlässige aus dem Staatsdienst entfernt wurden., abgerufen am 30.5.2024.“ in Kraft und im September 1935 wurde allen Juden die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen.

Der zweite große Übergriff gegen die Juden in Deutschland diente einem mehrfachen Zweck. Die Faschisten wollten Juden aus dem Land treiben, ihrer Vermögen habhaft werden, das Transportsystem testen und Aufschluss über die die Systemtreue der Bevölkerung bekommen.

Die Fluchtwelle hatte nach den November-Pogromen einen Höhepunkt erreicht. „Doch die möglichen Zufluchtsländer verschärften zunehmend die Einreisebedingungen, sodass es immer schwieriger wurde, eine Ausreise zu organisieren. Viele konnten sich die Flucht auch einfach nicht leisten[32] Jüdisches Museum Berlin, „Emigration/Exil“, abgerufen am 30.5.2024.. die nicht zuletzt sehr viel Geld kostete.“

Bis Kriegsbeginn wurden vor diesem Hintergrund etwa 200.000 Juden und Jüdinnen aus Deutschland vertrieben und ihre Vermögen im großen Stil „abgezogen“, um 1 Mrd. Reichsmark in die Rüstung umzulenken. Seit 1933 und bis zum Verbot jeglicher Auswanderung am 23. Oktober 1941 „verließen ab 1933 schätzungsweise bis zu 300.000 Juden Deutschland, was einem Anteil von etwa 60% der jüdischen Bevölkerung[33] Kim Wünschmann „Exilländer jüdischer Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich“, Bundeszentrale für politische Bildung“ (2014), abgerufen am 30. Mai 2024. entspricht“.

Was nach außen wie nach „Recht und Gesetz“ entstanden aussieht, hatte einen anderen Charakter: Der Reichstag (hier 1940), in dem seit März 1933 ohnehin nur NSDAP-Mitglieder saßen, beschloß nach Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes am 24. März 1933 nur 19 Gesetze, während die Hitler-Regierung selbst 986 Gesetze verabschiedete. Seit 1942 durfte Hitler allein Gesetze beschließen. Foto: Bundesarchiv Nr. 183-2004-1001-501.

Fußnoten

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  • [1]Wikipedia über Herschel Grynszpan, abgerufen am 25.9.2023.
  • [2]Wikipedia über Ernst Eduard vom Rath, abgerufen am 20.7.2023.
  • [3]Jüdisches Museum Berlin, „9. November 1938“, abgerufen am 30.5.2024.
  • [4]Josef Goebbels, Tagebuch-Eintrag über den Abend des 9.11.1928. zit.n. Dokument VEJ 2/363 in Susanne Heim (Bearb.) „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 -1945 (Quellensammlung) Band 2: Deutsches Reich 1938 – August 1939.“ München 2009, ISBN 987-3-486-58523-0, Seite 365. Zit.n. Wikipedia über „Aktionsjuden“, abgerufen am 30.5.2024.
  • [5]Fernschreiben von Heydrich an Gestapo- und SD-Stellen vom 10.11.1938. zit. n. „Die Nacht als die Synagogen brannten“, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg 1998, Seite 31, abgerufen am 15.7.2023.
  • [6]Ebenda.
  • [7]Ebenda.
  • [8]Ebenda.
  • [9]Heiko Pollmeier: „Inhaftierung und Lagererfahrung deutscher Juden im November 1938.“ In: „Jahrbuch für Antisemitismusforschung“ 8 (1999), ISBN 3-593-36200-7, Seite 111. Zit.n. Wikipedia über „Aktionsjuden“, aao.
  • [10]Wolfgang Benz: „Mitglieder der Häftlingsgesellschaft auf Zeit. ‚Die Aktionsjuden‘ 1938/39“. In Dachauer Hefte. 21 (2005) ISBN 3-9808587-6-6, Seite 180. Zit.n. Wikipedia über „Aktionsjuden“ aao.
  • [11]Harry Stein „Juden in Buchenwald 1937 – 1942“, Hrg. Gedenkstätte Buchenwald 1992, Seite 41.
  • [12]Die Bezeichnung für die Wegstrecke vom Haupteingang des Kommandanturbereiches zum Lagertor verdeutlicht das Gewaltmonopol der SS, die neu ankommende Häftlinge dort "mit Caracho" unter Schlägen und Gebrüll entlanghetzte.
  • [13]Stein loc.cit.
  • [14]Ebenda, Seite 44f.
  • [15]Wolfgang Benz, aao. Seite 180.
  • [16]Jüdisches Museum Berlin aao.
  • [17]Vgl. Wikipedia über die Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens, abgerufen am 27.5.2024.
  • [18]Vgl. Wikipedia über die Reichsfluchtsteuer, abgerufen am 27.5.2024.
  • [19]Ermittlungsbericht der SS wg. Korruption in Buchenwald, Bundesarchiv Koblenz NS 7/1020, zit.n. Harry Stein aao, Seite 47.
  • [20]Stein aao., Seiten 49/50. Zit. n. K. Pätzold, I. Runge, „Pogromnacht 1938“, Berlin 1988 Seite 194.
  • [21]Ermittlungsbericht aao.
  • [22]Stein aao, Seite 45.
  • [23]Ebenda, Seite 59f.
  • [24]Susanne Heim aao., Seite 56
  • [25]Veranstaltungsinfo „Das Schicksal der ‚Aktionsjuden‘ im KZ Sachsenhausen“, Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, 11/2013, abgerufen am 25.5.2024.
  • [26]Gemeint ist wahrscheinlich der Komponist und Musikkritiker Rudolf Walther Hirschberg (1889-1960).
  • [27]Veranstaltungsinfo aao.
  • [28]Pollmeier aao., Seite 117.
  • [29]Eine Liste solcher Vorschriften gibt es auf Wikipedia, abgerufen am 30.5.2024.
  • [30]Wikipedia über die „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“ vom 28.2.1933, abgerufen am 30.5.2023.
  • [31]Wikipedia über das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7.4.1933, durch das Juden und politisch Unzuverlässige aus dem Staatsdienst entfernt wurden., abgerufen am 30.5.2024.
  • [32]Jüdisches Museum Berlin, „Emigration/Exil“, abgerufen am 30.5.2024.
  • [33]Kim Wünschmann „Exilländer jüdischer Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich“, Bundeszentrale für politische Bildung“ (2014), abgerufen am 30. Mai 2024.

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