Dunera

Arandora Star
Teil 2

Als die Versenkung der Arandora Star in Großbritannien bekannt wurde, geriet das Kabinett von Premier Winston Churchill in Erklärungsnot wegen der schlechten Behandlung von Freunden des Landes. Was macht eine Regierung in so einer Situation? Das wird durch einen Sprachwitz illustriert. Denn durch Zufügen eines einzigen Buchstaben wird aus dem britischen „Parliament“ ein „Parliarment“ – ein Haus, in dem Menschen belogen werden. So der Eindruck einer Debatte am 9. Juli 1940 im britischen Unterhaus. Schon dort wurde den Angaben eines Regierungsmitgliedes heftig widersprochen, es sei kein Flüchtling an Bord gewesen. Als weiteres Gegenbild zur offiziellen Darstellung gibt es hier Informationen über rund 150 Flüchtlinge, die auf der Arandora Star nach Kanada deportiert werden sollten.

Peter Dehn im Januar 2024.

„… dass keiner von ihnen in dieses Land als Flüchtling kam“

Ein wahrliches Lügengebäude baute der britische Marineminister (Minister of Shipping) Ronald Cross am 9. Juli 1940 im Unterhaus auf. Eine Woche nach der Versenkung der Arandora Star teilte er den Parlamentariern und Journalisten mit,

„dass alle Deutschen an Bord Sympathisanten der Nazis waren und dass keiner von ihnen in dieses Land als Flüchtling kam. Keiner hatte die Kategorie „B“ oder „C“ oder war als befreundeter Ausländer anerkannt.“

Minister of Shipping Ronald Cross[1] Protokoll der Fragestunde im britischen Unterhaus vom 9. Juli 1940, abgerufen am 20.8.2023. am 9.7.1940 im Unterhaus.

Cross zog sich selbst aus der Affäre und nannte als Quelle seinen „höchst ehrenwerten Freund“, den Kriegsminister Anthony Eden. Die Aussage beruft sich indirekt auf die Einstufung durch die britischen Tribunale, die an anderer Stelle kritisch gewürdigt wird. Diese Behauptung des Ministers las der Autor erschüttert. Denn durch vorherige Recherchen waren bereits etliche Namen von Juden und Nazi-Gegnern bekannt, derer sich Großbritannien mittels der Arandora Star entledigen wollte.

Zur Vorgehensweise und den Quellen

Für diese Seite wurden mehrere Quellen genutzt. Zunächst wurden die 253 Namen der Einschiffungsliste[2] National Archives of Australia (NAA), Embarkation List No. 1, Seiten 4-6; NAA Item ID 657104, abgerufen am 30.8.2023. Der Vermerk „R“ an den Nummern steht für „Ringleader“ (Rädelsführer). „Ex Arandora Star“ der Dunera und die Anlandungsliste für Melbourne[3] Ebd. Disembarkation list Melbourne „Ex Arandora Star“, Seiten 95-99. abgeglichen. Die britischen Behörden hatten eine Fülle von Namen der ersten Liste falsch geschrieben. Die auf der Dunera wahrscheinlich von Australiern gefertigten Ausschiffungs-Listen waren offensichtlich sorgfältiger angelegt. Nun konnten diese Personen im australischen Nationalarchiv[4] Vgl. Personen-Akten der National Archives of Australia (NAA), abgerufen am 17.8.2023. NAA recherchiert[5] Von 251 Männern ging einer in Kapstadt von Bord, ein Name der britischen Liste war nicht recherchierbar. werden. Daraus gingen 22 jüdische Internierte[6] Auch „Dissidenten“, die (oder deren Vorfahren) sich vom Judentum abgewendet hatten, wurden von den Nazis aus rassistischen Motiven verfolgt. hervor. Weitere Informationen, u.a. über die Einstufung durch die Tribunale fanden sich auf der Stammbaum-Plattform ancestry.

Mit einer umfangreichen kritischen „Ergänzung“ zum offiziellen britischen Abschlussbericht in Sachen Arandora Star von Louis Eleazar Gutmann-Polangen[7] Louis Eleazar Gutmann-Polangen, „Arandora Star Victims. A Supplement to the White Paper“, 1941, abgerufen am 20.8.2023. fand sich eine interessante weitere Quelle. Der Autor, selbst einer der Überlebenden, nannte aus eigener Kenntnis die Namen von mehr als 130 Internierten des Arandora Star-Transports. Zu jeder Person fügte er kurze biografische Notizen bei. Dem sind weitere Juden und Nazigegnern unter den 251 Überlebenden[8] Die Differenz zwischen 253 Namen auf der britischen Einschiffungsliste und den 251 Männern, die in Australien von Bord gingen, entstand, weil der  von den Briten gelistete Heinz Scheither nicht an Bord gebracht wurde und Wolfgang Kittel die Dunera in Kapstadt verlassen durfte. der Arandora Star zu entnehmen, die hernach mit der Dunera nach Australien deportiert wurden.

Gutmann-Polangen listet zudem knapp 80 Internierte auf, die mit anderen Transporten nach Kanada abgeschoben wurden. Gutmann-Polangens Liste enthält ihm bekannte 29 Namen der 58 Überlebenden[9] Notizen über einen Vortrag von Dr. Rachel Pistol bei der Konferenz „Arandora Star Remembered“, London, 30.11.2021, abgerufen am 1.9.2023., die aus gesundheitlichen Gründen nicht deportiert werden durften. Er erhebt aber bewusst keinen Anspruch auf Vollständigkeit seiner Erinnerungsarbeit.

Eine weitere Grundlage ist ein Verzeichnis der britischen Armee zur Abwicklung des Nachlasses gefallener Soldaten. Dort sind auf 31 Seiten Aufzeichnungen zu den deutschen Opfern der Arandora Star enthalten. Auf ancestry fand sich zudem ein Satz britischer Karteikarten[10] Quelle ist die Datensammlung „Internees on SS Arandora Star Germans, abgerufen via ancestry.de (Mitgliedschaft erforderlich) am 28.11.2023. zu 143 deutschen Todesopfern. Diese Daten wurden mit weiteren Rechercheeergebnissen auf der Stammbaum-Plattform abgeglichen.

Im Herbst 2024 wurde eine Sammlung von „roter Karteikarten“ aus Beständen britischer Behörden gefunden. Die dort enthaltenen kurzen Hinweise auf 315 Überlebende der Arandora Star wurden recherchiert und, soweit erforderlich, in die Kurzbiografien eingearbeitet.

Fast jeder Dritte ein Naziverfolgter

Ausgehend von Gutmann-Polangens Angaben und eigenen Recherchen waren mindestens 150 Deutsche bzw. Österreicher auf der Arandora Star Juden oder politische Flüchtlinge. Das sind fast 30 Prozent der 478 auf das Unglücksschiff gebrachten Landsleute, von denen 304 überlebten, von denen 251 mit der Dunera nach Australien abgeschoben wurden. Weil die bekannten britischen Unterlagen keine Angaben über Gründe der Internierung oder die Religionszugehörigkeit enthalten, können zu vielen Namen keine weitergehenden Angaben gemacht werden. Unter den „Politischen“ am Bord nahm Karl Olbrysch als früherer Reichstagsabgeordneter der Kommunistischen Partei die prominenteste Stellung ein. Oft genug übernahmen die Briten den diffamierenden Nazi-Namenszusatz „Israel“ – und stuften diese Männer dennoch in die Kategorie „A“ als Nazis ein!

Dass von den mehr als 200 Männern, die Gutmann-Polangen nannte, nur wenige in der Kategorie „C“ als befreundeter Ausländer eingestuft waren, beruht auf den vielfach sachwidrigen und teils tendenziösen Einstufungen durch die Tribunale. Vielen Menschen wurden nicht nur Anerkennung und Schutz als Freunde Englands verweigert. Die Abstempelung als Feinde oder Verdächtige führte dazu, dass viele Juden und Nazigegner – ebenso wie viele korrekt in der Kategorie „C“ eingestuften Flüchtlinge – wie Gefangene behandelt und nach Übersee deportiert wurden. Die o.g. Aussage der britischen Regierung im Unterhaus beleidigte die Opfer der faschistischen Verfolgung.

Stolperstein für Karl Olbrysch in in Berlin-Schöneberg, Goltzstrasse 13.
Foto: Peter Dehn.

Abgeschoben wurden sogar Menschen, die nach britischen Recht allein aufgrund ihres Alters nicht hätten interniert oder gar deportiert werden dürfen. Andere waren Einwanderer der zweiten und dritten Generation, die in Großbritannien vor dem Krieg das Wahlrecht hatten – also Staatsbürger waren.

Die illegalen Deportationen täuschen nicht über die Verletzung der Menschenrechte und der Ehre tausender Juden und Nazigegner hinweg – und über den Schaden, den diese Männer an Eigentum, Gesundheit, Seele oder sogar am Leben durch Großbritannien erlitten haben. Es bleibt der Eindruck, dass in einigen Tribunalen unter antisemitischen und politisch rechts gefärbten Voraussetzungen entschieden wurde, um unerwünschte Menschen loszuwerden.

„Die britische Regierung hat den falschen Leuten den Krieg erklärt“, stellte der britische Sozialforscher Francois Lafitte[11] F. Lafitte veröffentlichte schon Ende 1940 das erste Sachbuch mit 256 Seiten The Interment of Aliens. schon Ende 1940 fest. „Jeder, der Ungerechtigkeiten begeht oder toleriert, macht Goebbels Arbeit.“ Wenn in Großbritannien eine 5. Kolonne der Nazis am Werk war, dann u.a. unter den Entscheidern der Tribunale.

Die Namenslisten

Verwendete Kürzel:

  • GP           Namen nach Recherchen von Gutmann-Polangen.
  • PD           Namen nach Recherchen von Peter Dehn.
  • NL           Namen aus der „Nachlass-Liste“ der britischen Armee.
  • K             Namen aus dem britischen Karteikarten-Satz.
  • RK           Namen aus dem britischen Satz roter Karteikarten.

Hinweis: Der von Gutmann-Polangen benutzte Begriff „non aryan“ (nicht arisch) wurde übernommen. Die Verbindung von Namen mit dem diffamierenden Nazi-Zusatz „Israel“ wurde aus britischen Unterlagen übernommen, um deutlich zu machen, dass diese Männer den dortigen Behörden als Juden – und Naziverfolgte – bekannt waren. Die biografischen Angaben übersetzte und bearbeitete Peter Dehn. Es wird gebeten, von Irrtümern sowie Übertragungsfehlern aufgrund des teils schlecht lesbaren Originals nachzusehen. Für alle Listen ist mit einer Dunkelziffer zu rechnen, da die vorliegenden Unterlagen nicht alle „Passagiere“ der Arandora Star umfassen.

Zu den Namenslisten:

Von den 174 Deutschen und Österreichern unter den Todesopfern des Torpedo-Angriffs auf die Arandora Star waren mindestens 78 Flüchtlinge.

Kein Flüchtling an Bord?

Die Torpedo-Schüsse des von den Nazis als Seehelden gefeierten Günther Prien auf die Arandora Star am 2. Juli 1940 kostete 800 Männern das Leben. Louis Eleazar Gutmann-Polangen nennt zahlreiche ihm bekannte Opfer. Er bezeichnete sie 1941 als „Vermisste“, um den Angehörigen eine „vage Hoffnung“ zu erhalten, neutrale Schiffe könnten einzelne Überlebende geborgen haben.

Von den 157 Einträgen der britischen Nachlass-Liste decken sich 41 mit der Liste von Gutmann-Polangen. Ein Paket britischer Karteikarten half – im Abgleich mit ancestry – dabei, unvollständige Namen und fehlende Altersangaben der Liste Gutmann-Polangen zu vervollständigen und weitere jüdische Leidensgenossen (u.a. mit dem Namenszusatz „Israel“ in den britischen Unterlagen!) zu entdecken. Dadurch sind nun 78 Namen von Opfern der Versenkung bekannt, auf die die offizielle Behauptung, „dass keiner von ihnen in dieses Land als Flüchtling kam“ ganz und gar nicht zutrifft.

Auf die Einbeziehung von mehr als weiteren etwa 70 bekannten Todesopfern wird verzichtet, die nicht als Flüchtlinge aus Nazideutschland eingeordnet werden können. Dazu gehören u.a. zahlreiche in Großbritannien oder dessen Kolonien internierte Geschäftsleute und Angehörige der deutschen Handelsmarine mit dem Kapitän der Adolf Woermann Heinrich Burfeind. Ein weiteres Opfer des Prien-Torpedos war der Student Kurt von Wilmowsky aus der Industriellen-Familie Krupp.

Bei fast allen Todesopfern fällt das Fehlen von Unterlagen des Home Office auf, die für andere Interniertengruppen vorliegen. So sind die durch Tribunale und MI5 vorgenommenen Einstufungen nicht nachvollziehbar.

Rolf Baruch (18) • GP, NL
Jüdischer Flüchtling aus Hamburg.
Max Baum (50) • GP, NL, K
Jüdischer Flüchtling aus Wien. Der Kunstmaler wurde zeitgleich mit Gutmann-Polangen längere Zeit in einem Krankenhaus behandelt. Frau und Kind wurden unter „B“ kategorisiert und später interniert. Die Witwe hat polnische Wurzeln, ihre Brüder werden als Soldaten der polnischen Armee vermisst.
Heinrich (Henry) E. Beck (42) • GP, NL, K
Ingenieur, arbeitete in einer Flugzeugfabrik in Newcastle. Hinter seinen Vermerk Nazigegner aus Österreich setzte Gutmann-Polangen ein Fragezeichen.
Ludwig Franz Beck (44) • GP, NL, RK
Schneider, jüdischer Flüchtling und Sozialdemokrat aus Wien. Er sei wegen der Internierung und der Unterbringung gemeinsam mit Nazis als „extrem unglücklich“ gewesen. Seine Freilassung wurde ohne Anhörung abgelehnt.
Hermann Emil Bergemann (30) • GP, NL, K
Nazigegner aus Deutschland, trat als Steptänzer und Akrobat auf.
Fritz Bieber[12] Vgl. Unterlagen zu Fritz Bieber via ancestry.de, abgerufen am 10.11.2023. (33) • GP, NL, K, PD
Der jüdische Autor und Journalist aus Berlin wurde mit Frau und Mutter interniert. Wurde laut Gutmann-Polangen auf der Arandora Star deportiert. (Nicht zu verwechseln mit dem Namensvetter, der am 6.10.1940 von der Internierung ausgenommen wurde und 1960 in England verstarb.)
Bertold Bloch (40) • NL, K
Er stammt aus Randegg bei Konstanz, wo er als Fremdenführer tätig war. Als Jude wurde ihm kraft Nazi-Gesetzes die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen.
Siegfried (Willi) Blumens (47) • GP, NL, RK
Jüdischer Flüchtling. Geboren in Wien lebte er in Berlin. Das jüdische Flüchtlingskomitee hatte vergeblich gegen seine Internierung protestiert.
Alfons Blumenthal (33) • GP
Jüdischer Opernsänger und Vorleser in einer Synagoge in Frankfurt/M. Versuchte an Bord den Selbstmord durch Erhängen.
Franz Brandus-Nathan (46) • NL, K
Der jüdische Kaufmann, geboren 1894 in Magdeburg, lebte mit seiner Frau Lieselotte in Cardiff, wo er als Direktor einer Metallfabrik arbeitete. Er wurde am 1. November 1939 von der Internierung ausgenommen, was ihn nicht vor der Inhaftierung im Camp Seaton und der Abschiebung in den Tod schützte.
Erich Dangl (30) GP, NL, K
Nazigegner aus Österreich.
Steffen Dienes (17) GP, NL
Dresdener Jude, rumänischer Staatsbürger, dessen Eltern in Paris lebten. Er wurde mit „B“ eingestuft, weil er eine Nacht nicht in seinem Quartier erschienen war.
Hans Dobrin (47) GP, NL, K
Jüdischer Flüchtling aus Berlin, Werbefachmann. Aktiv in dem von den Nazis verbotenen Verband jüdischer Weltkriegsteilnehmer und befreundet mit der britischen Schwesterorganisation.
Richard Wilhelm Erbert (56) • NL, K, PD
Der Geschäftsmann und seine Frau Alice hatten schon 1931 das britische Wahlrecht. Alice wurde in die Kategorie „B“ (Nazi-Sympathisanten) eingestuft und in ein Gefängnis einquartiert.
Erwin Feinler (32) GP, NL, K
Nazigegner aus Berlin, dem die Flucht im August 1939 gelungen war.
Alexis Samuel Finkelstein (62) GP, NL, K
Der Chemieingenieur aus Leipzig wurde trotz offenkundiger jüdischer Herkunft und obwohl „exempted from Internment“ vom 3.10.1939 interniert.
Julius Frank (49) GP, NL, K
Dem jüdischen Flüchtling und Kaufmann aus Nürnberg, zuletzt wohnhaft in Berlin, entzogen die Nazis die Staatsbürgerschaft.
Rudolf Gellert (18) GP, NL
Jüdischer Flüchtling.
Alexander (Alec) Glaser (31) GP, NL, K
Jüdischer Flüchtling aus Österreich. War in Wien zuletzt als Anzeigenvermittler tätig.
Rubin Glucksmann (41 oder 51) • PD, RK
Der Czernowitzer Jude, nach divergierenden Angaben 1889 oder 1899 geboren, hatte als Kommunist in Deutschland Widerstand geleistet, bevor er nach England floh, dort interniert und in den Tod deportiert wurde. Er ist der Vater des Philosphosen André Glucksmann (1937-2015).
Hans Walter Goldschmidt (59) NL, K
Der Jude wurden in England mit als Nazi („A“) eingestuft. In seiner Heimatstadt Berlin warr als Anwalt und Richter tätig. In England unterrichtete er britisches Recht für Ausländer.
Franz Gotfeld (?) GP
Deutscher Zionist, der seinen Job im Südamerika-Exil aufgrund einer Malaria-Erkrankung verloren hatte. Schloss sich in Panama der britischen Armee an. Auf der vom britischen Konsul empfohlenen Reise über Genua nach UK wurde er in Gibraltar verhaftet und interniert.
Hans Grabowski (30) NL, K
Er wird in der Nachlassliste als „Hans Israel“ Grabowski geführt.
Walter Großkopf (50) GP, NL, K
Ein unpolitischer Deutscher, der wegen eines Jobs von Argentinien nach Italien reiste und unterwegs verhaftet wurde. Seine Familie blieb in Buenos Aires zurück.
Gerhart Gutermann (39) (auch: Gütermann) • RK
Die einzige erhaltene Unterlage des Home Office verweist darauf, dass sein Einstufung vim britischen Inlandsgeheimdienst MI5 vorgenommen wurde. Seine Leiche wurde erst Mitte August 1940 an der Insel South Uist (Neue Hebriden) angeschwemmt.
Curt Gutkind (44) • PD, RK
Der Sprachwissenschaftler aus Mannheim wurde 1933 als Jude in dem von ihm gegründeten und geleiteten Dolmetscherinstitut gefeuert. Als Sympathisant von Mussolini ging er nach Italien, wurde dort 1936 eingebürgert. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde ihm die Staatsbürgerschaft dort 1938 entzogen. Er glaubte, sich nach Großbritannien gerettet zu haben.
Rudolf Gerhardt Hartmann (27) GP, NL, K
Bazigegner aus Deutschland, geboren in Stuttgart.
Ferdinand Hebelka (43) GP, NL, K
Österreicher, Ingenieur in einer Flugzeugfabrik in Newcastle. Unklar, ob er ein Nazigegner war.
Simon Hermann (48) • GP
Jude mit polnischen Wurzeln. Der Uhrmacher wurde von den Nazis gezwungen, Deutschland zu verlassen.
Frank Siegmund Hildesheim[13] Vgl. Wikipedia über die Hudtwalkerstrasse in Hamburg, abgerufen am 10.9.2023. (64) GP, NL, K
Der 1876 in Glasgow geborene Sohn deutscher Juden hätte aufgrund seines Alters (64) nicht interniert werden dürfen. Als Bauingenieur war er ab 1907 Mitglied des britischen Ingenieurverbandes. Er lebte in beiden Ländern und war in den 1930er Jahren als Ingenieur und technischer Dolmetscher gelistet. In Hamburg-Winterhude erinnert ein Stolperstein an ihn.
Max Hirschfeld (51) • PD
Geboren in Berlin, zog er mit sener Familie im frühen Kindesalter nach Großbritannien; sie wurden 1891 eingebürgert. Als Staatsbürger lebte er mit seiner Frau FLorence und dem Sohn Arthur 1939 in England. Dass er laut Tribunal von einer Internierung „ausgenommen“ wurde, half nichts. Etwa ein halbes Jahr späer wurde er auf die Arandora Star geschickt.
Solomon Hochmann-Littmann (43) GP, K
Österreichischer Jude, der schon vor dem Machtantritt der Nazis in Großbritannien lebte.
Friedrich Holdengraber (Fritz Holdengräber) (37) GP, PD
Jüdischer Flüchtling aus Österreich. Seine Eltern waren wahrscheinlich bereits unter dem Namen Holden naturalisiert. Sein Vater Juda Leib, 1876 geboren, wurde trotz seines hohen Alters ein Jahr lang auf der Isle of Man interniert.
Karl Albrecht Hoene (26) GP
Bremer Nazigegner aus hanseatischer Tradition.
Heinrich Arthur Gustav Ho(l)mes (48) GP, K
Nazigegner mit Wurzeln in Österreich. Britischer Offizier im 1. Weltkrieg.
Mor Jam (47) GP, NL, K
Lt. Gutmann-P. österreichischer Jude mit polnischen Wurzeln. Lt. Kartei geboren in Budapest. Lebte schon länger als Antiquitätenhändler und Innenarchitekt in England, wo er Anna Malone heiratete.
Franz Emil (Frantisek) Kirste (33) GP, NL, K
Nazigegner und Sozialist aus Berlin, der über die CSR nach England kam. An ihn erinnert ein Grabstein auf dem Glencree German War Cemetry.
Valentin Julius Adolf Klotzkowski (44) GP, NL, K
Der Deserteur des 1. Weltkrieges hatte Zuflucht in Venezuela gefunden. Auf der Reise zu seiner Familie nach Holland wurde er auf See verhaftet. Kein Nazi.
Werner Kurt Siegfried Krein (Krain) (27) GP, NL, K
Jude aus Deutschland, Vorarbeiter einer Druckerei in England. Die Briten führen ihn als Flüchtling, die Entscheidung vom 6.11.1939 gegen eine Internierung wurde am 20.1.1940 revidiert, was ihn das Leben kostete.
Richard Kuba(c)k (35) GP, NL, K
Nazigegner, der in seiner Heimat Österreich als Juwelier tätig war.
Konrad Lamberti (74) GP, K
Nazigegner aus Belgien, geboren in Aachen. Hatte 1909 in Charlottenburg geheiratet. Chemiker, der 28 Jahre im UK lebte, bevor man ihn im hohen Alter hinauswarf.
Heinrich Christian Langheck (43) GP, NL, K
„Neutraler“ Deutscher aus Esslingen, der als Bauingenieur seit 10 Jahren in UK lebte.
Johann Letzke (64) GP, NL, K
Der Nazigegner aus Krefeld lebte seit 10 Jahren in England. Wegen eines Krankenhausaufenthaltes kam es zu keiner Anhörung. Dennoch – und trotz seines Alters – wurde er auf der Arandora Star deportiert.
Frido Lissauer (49) • GP, PD
Der jüdische Flüchtling aus Hamburg wurde laut GP am 9. November 1939 (!) ohne Anhörung interniert. In London betrieb er bis zur Internierung einen Schrebiwarengroßhandel. Seine frau Edith wurde mit „A“ beleidigend zum Nazi erklärt und auf der Isle of Man inhaftiert. Es ist davon auszugehen, dass ihr damals erst elfjährigen Sohn Paul bis März 1942 mit ihr hinter den Gittern des Lagers Rushen verbringen musste.
Hermann Richard Loeb[14] Vgl. Einleitung zu „Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945“ mit Erwähnung und dort der biografische Eintrag, abgerufen am 10.9.2023. (38) GP, K, PD
Jude aus München. Schloss sich 1919 nach Ende des 1. Weltkriegs freiwillig dem Freikorps Epp an, das die Münchner Räterepublik in Blut ertränkte. Während etliche seiner Offiziere (u.a. Epp, Rudolf Heß) mit den Nazis Karriere machten, wurde Loeb trotz seiner ultrarechten Aktivitäten als Jude von den Nazis verfolgt. In den 1930er Jahren fuhr er als Steward auf Fernost-Routen britischer Schiffe.
Friedrich Anton Lüttke (28) GP, K
Gebildeter junge Mann. Nazigegner oder neutral. Schuhhändler aus Barmen. Er lebte aber bereits mindestens seit 1937 in Leicester, wo er mit Maisie Leah Garner verheiratet war.
Fritz Marcus (51) K
Geboren in Münster, Anwalt in Düsseldorf. Wird in der britischen Bürgerregistratur als deutscher Anwalt in Rente geführt. Lebte mit seiner Frau und zwei Söhnen zeitweise in den Niederlanden.
Ludwig Kurt (Curt) Moll (64) GP, K
Der in Breslau Geborene bezeichnete sich in britischen Unterlagen als Staatsdiener, Berater und Verleger.
(Reinhard Joachim) Patt Melchior (19) GP, NL, K
Nichtarischer Flüchtling aus Deutschland, als Student in England.
Ernst Israel Moser (51) GP, K
Wie seine „B“-eingestufte Frau ein jüdischer Flüchtling aus Hannover. War in einer Papierfabrik tätig.
Walter Moszkowski (63) GP, NL, K
Jüdischer Flüchtling aus Deutschland, prominenter Journalist des Presseverlages Ullstein, der mit einer Katholikin verheiratet war. Wurde evtl. interniert, weil er im 1. Weltkrieg als Geheimagent für Deutschland arbeitete. Lebte mit Frau und Sohn zeitweise in den Niederlanden. Seine Internierung wegen seines Alters fragwürdig.
Leopold Nago(t)schiner (37) GP, NL, K
Nazigegner aus Deutschland. Seine Freilassung wurde ohne Anhörung abgelehnt. In Berlin gibt es einen Eintrag als Eier-Großhändler, in britischen Dokumenten als Schaufensterdekorateur.
Fritz Neufeld (33) GP, NL, K
Jüdischer Flüchtling aus Österreich, Buchhalter.
Alfred Neumann (58) GP, NL, K
Jüdischer Flüchtling aus Österreich. Er hatte österreichischen Juden zur Flucht nach Nordirland verholfen.
Wilhelm Gustav Israel Neumann (29) GP, NL, K
Jüdischer Flüchtling aus Deutschland, mit einer Britin verlobt. Arbeitete in England in der Bekleidungsbranche.
Karl Olbrysch[15] Wikipedia über Karl Olbrysch, Falsch ist, dass auch seine Ehefrau an Bord der Arandora Star war. Britische Behörden hatten beide - offensichtlich bewußt falsch - als Nazis eingestuft, um sie wegsperren zu können. (37) GP, NL, K, PD
Nazigegner aus dem Widerstand, KPD-Abgeordneter im Reichstag. Kam über die CSR nach UK. Die Karteikarten des Home Office vom 12.1.1940 nennen für ihn und seine Frau Charlotte als Klassifizierung „intern“. Sie war bis Ende Mai 1941 auf der Isle of Man inhaftiert. An Karl erinnert ein Stolperstein in Berlin-Schöneberg.
Karl Emanuel Gottfried (Charles) Plath (66) • RK, PD
Der Koch aus Recklinghausen hätte wohl allein wegen seines Alters nicht deportiert werden dürfen. Die ganze Fanilie war bereits 1887 nach London umgezogen. Karl war also ab seinem 13. Lebensjahr in Großbritannien aufgewachsen.
Fritz Raab (45) GP, K
Österreichischer Jude mit Wurzeln in Ungarn. Nennt in England Seemann auf einem Trawler als Beruf.
Maximilian Reichenberger (44) GP, K
Jude österreichischer Herkunft, der zum Katholizismus übergetreten war. Betrieb in Berlin eine Filmgesellschaft. War Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Westlondon.
Rudolf Schenk (28) GP, K
Der Nazigegner und Lehrer aus Wien war mit einer britischen Jüdin verheiratet; sie hatten ein Baby. Seine Freilassung wurde ohne Anhörung abgelehnt.
Heinz Schild (22) GP, NL, K
Jüdischer Flüchtling aus Deutschland.
Dr. Ludwig Schild (49) GP, K
Der Kaufmann, geboren 1891 in Magdeburg, war Direktor einer britischen Büromaschinen-Firma. Seine Karteikarte des britischen Innenministeriums trägt den handshriftlichen Zusatz „Gestorben. 2.7.40“.
Fritz Schlamovicz (32) GP, NL, K
Die Gestapo sperrte den Wiener Juden und seinen Bruder von Juni bis Dezember 1938 zuerst in Dachau, ab September 1938 in Buchenwald im KZ ein. Laut KZ-Kartei war er Mitglied der ultrarechten Partei Vaterländische Front, die nach dem „Anschluss“ 1938 von den Nazis verfolgt wurde. Schlamowicz kam illegal nach England, wurde daher inhaftiert und später aber vom Innenministerium legalisiert. Vor dem Tribunal erklärte er im April 1940, er wolle einfach nur frei leben, ohne gejagt zu werden.
Justus Israel Schönthal (52) GP, NL, K
Nazigegner. Dr. jur., Anwalt in München, später Journalist in Berlin. Der Nazi-Namenszusatz „Israel“ wurden von den Briten auf seine Karteikarte übernommen, auf der am 2. November 1939 die sofortige Internierung vermerkt ist.
Heinrich Johannes Schreiber (55) GP, K
Deutscher Nazigegner und Widerstandskämpfer („Partisan“). Lebte mit Frau und Sohn in England.
Paul Erich Selka (21) • GP, NL, K
Jüdischer Flüchtling; Student mit ungarischen Wurzeln aus Österreich.
Hans Christian Carl Siems (61) • GP, K
Kein Nazi. Deutscher Arbeiter, stammte aus Lübeck, seit Jahren in London, wo er 1906 geheiratet hatte. Wegen Angina Pectoris im Krankenhaus.
Friedrich Sittner (25) GP, NL, K
Jüdischer Flüchtling aus Deutschland. Der ausgebildete Fremdsprachenkorrespondent arbeitete als Privatsekretär und Dolmetscher bei einer Chemiefirma in Leicestershire.
Robert (nicht: Ernst) Spitzer (40) GP, NL, K
Jüdischer Flüchtling aus Wien. Arbeitete im Handel mit Seide.
Hans Steinbrückner (28) (auch: Steimbruckner) GP, PD
Nazigegner aus Jena (lt. GP aus Österreich). War mit einer Britin verheiratet.
Ewald Israel Stern (40) GP, NL, K
Jude aus Czernowicz (heute: Ukraine). Unterstützte von Berlin aus fluchtwillige Juden.
? Stürmer (?) GP
Nazigegner aus Österreich.
Max William Waldowsky (48) GP, NL, K
Nazigegner aus Münster/Westfalen. Lebte offenbar schon länger in England (Conway), wo er 1928 heiratete.
Lorenz Weber (29) GP, NL, K
Nazigegner aus Deutschland. Seemann und führender Gewerkschafter.
Paul Emil Weidlich (64) GP, NL, K
Nazigegner aus Deutschland., der wegen seines Alters nicht hätte deportiert werden dürfen.
Wilhelm Weil (26) GP
Deutscher Jude, Pazifist. Nennt Lehrer und Journalist als Beruf.
Julius Weiss (75) • GP, NL, K
Nazigegner aus Stuttgart, der seit 45 Jahren in Großbritannien lebte, wo er verheiratet war. Wegen seines Alters hätte er weder interniert noch deportiert werden dürfen.
Karl Wiese (68) • GP, NL, K
Kein Nazi. Der Hamburger war Passagier der Adolf Woermann und wurde mit deren Mannschaft – trotz seines Alters – interniert.

Von 251 auf der Dunera nach Australien deportierten Überlebenden waren mindestens mehr als 40 Flüchtlinge.

Auf der Arandora Star dem Tod entronnen, mit der Dunera nach Australien abgeschoben

Die hier genannten 42 jüdischen und politischen Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich wurden mit einer Gruppe von insgesamt 251 Überlebenden schon eine Woche, nachdem sie die Versenkung der Arandora Star überlebt hatten, auf der Dunera nach Australien deportiert. Zu dieser Gruppe gehörten neben vielen deutschen Handels- und Seeleuten, wahrscheinlich weitere Flüchtlinge.

Hinweis: Nach Prüfung weiterer Unterlagen wurden die vorhandenen Einträge überprüft und ggfs. ergämzt. Bei einigen hinzugefügten Namen handelt es sich offenbar um Männer, die trotz ihrer britischen Staatsbürgerschaft als „feindliche Ausländer“ deportiert wurden. (Oktober 2024)

Gordon Alsleben (32) • PD, RK
Die Großeltern väterlicherseits waren von Deutschland nach England ausgewandert, Gordons dort geborener Vater heiratete eine Britin. Gordon und seine deutsche Frau waren vor der Internierung im UK wahlberechtigt, also Staatsbürger. Er arbeitete als Schneider und Seemann. Nach der Rückkehr aus der australischen Internierung lebten sie in England.
Ludwig Alfred Baruch[16] „Ludwig Baruch – Diary exerpts“ in Dunera News Nr. 39 (1997), Seite 8, fortgesetzt in Nr. 40 und 41. (28) • GP, PD
Jüdischer Schneider aus Hamburg, lebte in Liverpool. Betriebsrat (Shop Steward) in England, Mitglied der britischen KP. Er wurde in die Kategorie „A“ als Nazi eingestuft, um die Deportation zu rechtfertigen.
Ernst Borchardt (47) • PD
Der Jude aus Berlin wurde 1942 aus der Internierung nach England entlassen. Er wurde auf der Rückreise nach UK ein Opfer der Versenkung der Abosso.
Paul Crailsheimer (37) • GP, PD
Jude aus Straßburg. Er wurde in Cardiff festgenommen, wo er seine Frau zurücklassen musste.
Johannes Deutsch (51) • GP, PD
Jüdischer Geschäftsmann aus Wien. War in einem KZ inhaftiert. Arbeitete in einem Londoner Hotel.
Frederick (21), Herbert (19) und Louis (23) Dressing • PD, RK
Ihre Eltern waren Briten. Die drei in London geborenen Brüder hatten zumundest Anspruch auf die britische Staatsbürgerschaft. In den Akten des Internierungslagers Tatura wurden sie als Nazigegner bezeichnet. Nach dem Dienst in der 8. Employment Company blieben sie in Australien.
Franz Eichenberg[17] Wikipedia über Franz Eichenberg, abgerufen am 20.9.2024. (41) • GP, PD
Anwalt und Jugendpolitiker aus Hamburg. Geschäftsführer in Norwich. Forderte als einer der Decksprecher der Dunera und in Australien die Trennung der jüdischen Internierten von den Nazi-Häftlingen. Als Frank F. Eaton lehrte er ab 1946 deutsche Sprache und Literatur in den USA, wofür er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde.
Erwin Frenkel (19) • GP, PD
Der Musikstudent, Sohn eines Rabbiners aus Wien. Wurde 1946 australischer Staatsbürger.
Franz Gerson (21) • RK, PD
Die Nazis entzogen dem in Bern Geborenen die deutsche Staatsbürgerschaft wegen seiner jüdischen Herkunft. Der Montageschlosser war von Juli 1937 in Dachau eingekerkert, wurde im Zuge des Falls Grün nach Buchenwald überstellt und dort als „politischer Jude“ geführt. Im britischen Exil wurde er in die Kategorie „A“ als angeblicher Nazi diffamiert. Nach der Freilassung 1944 blieb er in Australien.
Michael Glas (48) (auch: Glass) • GP, PD
Österreicher, Bankmanager, geboren in Triest. Nazigegner. Kämpfte gegen die austrofaschistische Regierung.
Felix Gutmann (32) • GP, PD
Österreichischer Jude. Flugfunkingenieur. Jüdisches Mitglied der Kongregation der Church of England. Verlobt mit einer Britin. Obwohl das britische Home Office den Nazi-Zusatznamen „Israel“ in seine Akten übernommen hatte, wurde er als angeblicher Nazi in Kategorie „A“ eingestuft.
Max Harmelin (45) • PD
Jüdischer Pelzhändler aus Leipzig.
Peter Jacobsohn (24) • GP, PD
Der Berliner Jude war der Sohn des Gründers und Chefredakteurs der linken Kultur-Zeitschrift „Weltbühne“ Siegfried Jacobsohn. Als seinen Beruf nannte er Anzeigenvermittler. Als angeblicher Nazi-Sympathisant in Kategorie „B“ eingestuft.
Peter Kaiser (22) • GP, PD
Der Nazigegner aus Düsseldorf studierte in Oxford.
Werner Kaldauke (31) • GP, PD
Nicht arischer Flüchtling aus Deutschland. Arbeitete für eine Spedition in Manchester. Wurde von seiner Frau getrennt. Eigenangabe: Protestant.
Kurt Israel Kaminski (40) • GP, PD
Jüdischer Sozialist und Gewerkschafter. War im KZ Sachsenhausen. Kam durch die Society of Friends (Quäker) nach England. Wurde gefeuert, weil er sich weigerte, unter Tarif zu arbeiten. Wurde zwar zunächst „C“ eingestuft, aber von Scotland Yard mit Kategorie „A“ interniert. Gibt in Australien den Beruf „Traktorfahrer“ und als Religion Protestant an.
Raymond Victor Kaufmann (26) • PD, RK
Er wurde in England geboren, war 1939 dort wahlberechtigt, also britischer Staatsbürger. Er wurde schon am 4. September 1939 verhaftet und in einem umgewandelten Ferienlager inhaftiert.
Gerhard Kripstaedt (27) • GP, PD
Protestant und Lehrer aus Berlin. In Deutschland verurteilt. Verheiratet mit einer Jüdin, die auf der Isle of Man interniert wurde.
Siegfried Lanziger (26) • GP, PD
Nazigegner aus Österreich. Mechaniker.
Gerhard Lewy (49) • GP, PD
Der jüdische Geschäftsführer aus Berlin wurde von den Briten als Nazi in Kategorie „A“ eingestuft. Zuvor in Deutschland geschieden, seine Ex-Frau legte den jüdischen Namen ab.
Kurt Loewenstein (18) • GP, PD
Auch der jüdische Student aus Bielefeld wurde in England als Nazi (Kategorie „A“) beleidgt.
Karl Mayerhoefler (29) • GP, PD
Sozialdemokrat aus Österreich, politischer Flüchtling. Koch, katholisch. Auch ihn diffamierten britische Behörden mit der Kategorisierung „A“ als Faschisten, wodurch die Deportation legitmiert wurde.
Gerhard Miedzwinski (29) • GP, PD
Jüdischer Ingenieur aus Kattowitz, den die Briten als Nazi mit „A“ kategorisierten. Nach der Internierung blieb er in Australien, diente in der 8. Employment Company und wurde mit dem anglisierten Namen Gerhard Mitchell eingebürgert.
Johannes Moser (27) • GP, PD
Politischer Flüchtling aus Österreich, Textilingenieur. Seine Deportation wurde mit einer „A“-Einstufung erreicht.
Baron Anatole von der Pahlen (24) • GP, PD
Student. Stammt aus einer Adelsfamilie, die nach der Oktoberrevolution nach Deutschland flüchtete, wo er eingebürgert wurde. Konservativer Nazigegner, Russisch-Orthodox.
Jobst Radok (19) • GP, PD
Jüdischer Exportkaufmann aus Königsberg. Eigenangabe in Australien: Protestant. Wurde unter Mitwirkung des Geheimdienstes MI5 als „A“ eingestuft. In Australien (und später in Deutschland) war er lange für VW tätig.
Rainer Radok (20) • GP, PD
Jüdischer Student aus Königsberg. Wurde unter Mitwirkung des Geheimdienstes MI5 als „A“ eingestuft. Eigenangabe in Australien: Protestant. Mathematiker und Ozeanograf.
Uwe Radok (24) • GP, PD
Ingenieur, Jude aus Königsberg. Wurde unter Mitwirkung des Geheimdienstes MI5 als „A“ eingestuft. Eigenangabe in Australien: Protestant. War in Australien als Meteorologe tätig. Wurde dort vom Inlandsgeheimdienst ASIO wegen internationaler Kontakte überwacht. Nach ihm wurde ein See in der Antarktis genannt.
Kurt Regner (28) • GP, PD
Jüdischer Anwalt aus Baden, Österreich. Leiter des Sozialistischen Studentenverbandes.
Martin Schiessl (27) • GP, PD
Nazigegner aus Österreich, Schuhmacher, wurde in Liverpool verhaftet. Katholik. Starb bei einem Fluchtversuch in Australien.
Gustav Schindler (31) • PD
Jüdischer Schiffbauer und -makler. Wurde in Lagos/Nigeria erst im Januar 1940 verhaftet (andere Deutsche in Afrika wurden erst sofort nach Kriegsbeginn interniert). War verheiratet, seine Frau lebte in London. Bewarb sich für das britische Pioneer Corps.
Kurt (Wilhelm) Schönmann (25) • GP, PD
Jude und Nazigegner. Schweißer aus Teplitz (Österreich). Musste seine Frau in London zurücklassen. Auch sein Bruder Franz Josef überlebte die Versenkung der Arandora Star, wurde aber nicht erneut deportiert.
Albin (Eugen) Schraml (38) • GP, PD
Nazigegner aus Österreich, Skilehrer.
Ernst Seemann (19) • GP, PD
Student aus Wien.
Leopold Spruch (33) • GP, PD
Jüdischer Handwerker (Maler) aus Wien. War mit einer Britin verlobt.
Paul Stephan (31) • GP, PD
Jüdischer Friseur aus Österreich.
Israel Sufit (25) • GP, PD
Polnisch-russischer Jude. Metallarbeiter aus Warschau. Laut PG war er ein Opfer der rassistisch-tendenziösen Befragung durch R. Burrows.
Martin Sulzbacher (44) • GP, PD
Orthodoxer Jude. Buchhändler aus Frankfurt am Main. Er und seine Familie wurden vom Burrows-Tribunals unter „B“ eingestuft. Frau, Kinder, Eltern und Bruder mit Familie wurden Opfer deutscher Bomben auf London.
Wilhelm Weger (22) • GP, PD
Deutscher Nazigegner. Das bestätigt seine Lagerakte aus Tatura. Katholik. Arbeitete in der Lagerküche. Gelernter Elektriker.
Kurt Winkler (38) • GP, PD
Bildender Künstler, der nicht unter der Nazidiktatur leben und arbeiten wollte und 1933 ins UK ging. Er porträtierte dort u.a. die jungen Prinzessinnen für die Zeitschrift „The Queen“, worüber der „Evening Standard“ berichtete.
Valentin Wittke (36) • GP, PD
Katholischer Möbeltischler aus Ostpreußen. Der Gewerkschaftsführer hatte in der Illegalität gegen die Nazis gearbeitet.
Fritz Zickel (53) • PD
Jüdischer Kunsthändler aus Haynau (Österreich). Seine Frau wurde auf der Isle of Man interniert.

30 Überlebende, die weiterhin in England gefangen waren.

Überlebende hinter britischen Gittern

Die 30 Internierten, über die hier informiert wird, gehören zu den Überlebenden der Versenkung der Arandora Star. Die angeschlagene Gesundheit bewahrte mehr als 50 Überlebende vor der Deportation nach Australien. Sie wurden nach Angaben von Louis Eleazar Gutmann-Polangen zunächst im Mearnskirk Hospital bei Glasgow behandelt und später in den Lagern Prees Heath, Huyton oder auf der Isle of Man untergebracht. Gutmann-Polangen nennt – ohne genauere Informationen – weitere zehn Namen ihm bekannter Männer, die u.a. im Lager Paigston festgehalten wurden. Seines Wissens wurden von dieser Gruppe nur drei Männer vorzeitig freigelassen.

Siegfried Bergerhoff (30) • GP, RK
Nazigegner, Flüchtling aus Deutschland, Dr. der Philosophie.
Nathan Peter Ehrlich (40) • GP, RK
Polnisch-jüdischer Flüchtling aus Österreich, geboren in Bielitz (Polen). Wurde sachwidrig in Kategorie „A“ als angeblicher Nazi eingestuft.
Kurt Feiler (40) • GP, RK
Staatenloser jüdischer Flüchtling, Kaufmann aus Berlin. Wurde sachwidrig in Kategorie „A“ als angeblicher Nazi eingestuft.
Ladislaus Fischer (32) • GP
Jüdischer Flüchtling aus Österreich, der zuletzt in Leeds lebte.
Kurt Flandrak (32) • GP, RK
Student, Musiker. Ging 1956 in die USA.
Paul Flandrak (30) • GP, RK
Hatte wie sein Bruder Kurt wurzeln in Ungarn; lebte vor der Flucht in Berlin.
Leo Freund-Corvin (43) • GP
Jüdischer Journalist aus Berlin, in Kategorie „A“ als angeblicher Nazi eingestuft. Seine Frau wurde mit Kategorie „B“ interniert.
Heinz Hirsch (29) • GP, PD
Staatenloser jüdischer Flüchtling aus Deutschland mit rumänischen Wurzeln. Wurde Ende 1940 aus der Internierung entlassen.
Ignaz Hamlisch (49) • GP, PD
Nichtarischer Flüchtling aus der CSR.
Max Irming-Geisler [18] Namenseintrag beim Britischen Nationalarchiv, abgefragt am 3.9.2023. (34) • GP, PD
Staatenloser Nazigegner, geboren in Frankreich, kam mit Hilfe des Czech Trust Funds nach UK. War in der German Freedom Party aktiv. Der deutsche Journalist traf im UK 1934 als Flüchtling ein. Die German Freedom Front „war verdächtig, von Kommunisten inspiriert zu sein“. Er wurde 1945 freigelassen und 1948 deportiert.
Dr. Arthur Königsberger (42) • GP, PD
Jüdischer Flüchtling aus Deutschland. Anwalt..
Joseph Kohn (26) • GP
Aktives Mitglied des jüdischen Sportvereins HAKOAH in Wien. Freilassung abgelehnt ohne Anhörung vor einem Tribunal.
Hans Isidor Krebs (31) • GP
Jude aus Berlin. Schlachter. Freilassung abgelehnt ohne Anhörung vor einem Tribunal.
Carl Philipe Kroning (47) • GP, PD
Nazigegner aus Deutschland.
Heinz Künstlinger (21) • GP
Der jüdische Flüchtling aus Deutschland wurde ohne Anhörung vor einem Tribunal in Haft gehalten.
Paul Linsmeyer (36) • GP, PD
Nazigegner, Katholik und bayerischer Nationalist.
Isidor Maas (?)
• GP
Nazigegner aus Berlin.
Erich Mankiewitz (38)
• GP, PD
Jude, seit 20 Jahren in Großbritannien.
? Meyer (?)
• GP
Jüdischer Flüchtling aus Deutschland, hatte bei den britischen Pionieren gedient.
Dr. Christian Ötvos (?)
• GP
Nichtarisch-christlicher Flüchtling aus Wien mit ungarischen Wurzeln.
T. Pulitzer (?)
• GP
Nichtarischer und politischer Flüchtling aus Österreich.
Dr. Kamil (Camillo) Reich (45)
• GP, PD
Polnisch-jüdischer Flüchtling aus Wien.
Ern(e)st Adolf Ruhemann (43) • PD
Jüdischer Arzt in Berlin, hatte inMünchen studiert. Wurde sachwidrig in Kategorie „A“ als angeblicher Nazi eingestuft.
Dr. Dr. Georg Rusche (40)
• GP, PD
Nichtarischer und politischer Flüchtling aus Deutschland. Philosoph und Wirtschaftswissenschaftler.
Gert WIlhelm Schmitz (31)
• GP, PD
Nazigegner aus Düsseldorf.
Franz Josef Schönmann (29) • PD
Der Jude aus Wien war seit Anfang November 1940 im britischen Internierungslager Nr. 15. Im Gegensatz zu seinem Brurder Kurt wurde er nicht nochmals auf der Dunera interniert.
Otto Heinrich Scholz (?)
• GP
Nichtarischer Flüchtling aus Deutschland.
Dr. Johannes Heinrich Georg Striesow (31)
• GP, PD
Politischer Flüchtling aus Deutschlandsachwidrig in Kategorie „A“ als angeblicher Nazi eingestuft.
Edmund Weiss (40)
• GP, PD
Jüdischer Flüchtling aus Deutschland, Textilkaufmann. Sachwidrig in die Kategorie „A“ eingestuft.
Friedrich Weiss (36)
• GP, pD
Jüdischer Flüchtling aus Wien. Filmproduzent. Wurde zunächst von der Internierung ausgenommen und dann in „A“ eingestuft, um die Internierung im Hutchinson Camp, Isle of Man, zu legitimieren.

Weitere Juden und Nazigegner, die nach Kanada abgeschoben wurden.

Internierte, die nach Kanada deportiert wurden

Die hier genannten knapp 80 jüdischen und politischen Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich wurden im Juni und Juli 1940 aus Großbritannien nach Kanada abgeschoben. Neben dem Bericht von Louis Eleazar Gutmann-Polangen wurde in einigen Fällen weitere Quellen herangezogen und weitere Namen ergänzt.

Kurt Adam (?) • GP
Kam aus Wien mit einem Kindertransport nach UK. Seine sozialistisch eingestellten Eltern wurden von den Nazis inhaftiert.
? Apel (?) • GP
Seemann und Gewerkschafter, Nazigegner.
Dr. Altstaedter (48) • GP
Jüdischer Fabrikant, in Ungarn geboren. Seine Freilassung wurde ohne Anhörung eines Komitees abgelehnt.
? Artelt (?) • GP
Seemann, Nazigegner.
Kurt Barnett (36) • GP
Der Jude war bis 1938 im KZ inhaftiert. Sein britischer Vater war während des 1. Weltkrieges in Deutschland interniert.
? Boening (?) • GP
Ein Farmer und Großwildjäger aus Mozambique, der während einer Reise von dort nach Lissabon verhaftet wurde. Ein Deutscher ohne Interesse an den Nazis
Gustav Bonhorst (?) • GP
Vorarbeiter in der Fertigung von Tarnnetzen, Nazigegner.
Heinz Böttger (23) • GP
Aus Hamburg. Vertreter hanseatischer Traditionen, ähnlich der von großbürgerlichen Londoner Familien, die eine Verachtung des Nationalsozialismus einschließen.
? Brunner (?) • GP
Jugendlicher Nazigegner und Studienanfänger aus Österreich.
Herbert Cohn (?) • GP
Anglojüdischer Seemann (Reederei Borchardt[19] Lucy Borchardt (1877 – 1969) war die einzige jüdische Reederin in Hamburg. Sie ermöglichte etwa 38 jüdischen Jungen eine maritime Ausbildung – als Voraussetzung für die Einwanderung nach Palästina. Vgl. Das jüdische Hamburg, abgerufen am 2.9.2023.) und Flüchtling aus Deutschland.
Colin ? (?) • GP
Seemann und Nazigegner aus Flensburg.
? Dobriner (?) • GP
Nichtarischer Flüchtling aus Deutschland.
? Dorn (?) • GP
In Frankreich geborener Nazigegner aus Deutschland.
? Dunkel (?) • GP
Fabrikant aus London, seit Jahren im UK. Verheiratet mit einer Britin, britische Kinder.
? Eichelgrün (?) • GP
Als „C“ klassifizierter Jude aus Deutschland.
Dr. ? Felber (?) • GP
Junger jüdischer Anwalt aus Wien.
Emanuel (Manuel) Fischer (30) • GP
Nazigegner und Sozialist aus Stuttgart, der auf der Flucht aus Dachau den Rhein durchschwamm. Kämpfte in den Internationalen Brigaden für die spanische Republik. War im KZ Gurs eingesperrt.
Hermann Frey (?) • GP
Anglojüdischer Seemann (Reederei Borchardt).
? Fried (?) • GP
Jüdischer Flüchtling aus Österreich.
Richard Ganske (?) • GP
Deutscher Seemann mit 16 Jahren Dienst. Staatenloser Deutscher, Nazigegner, Gewerkschafter.
? Giese (?) • GP
Deutscher Seemann aus Hamburg, Nazigegner.
Dr. Hans Glaser (?) • GP
Jüdischer Chemiker aus Wien.
? Göhl (?) • GP
Nazigegner aus Österreich.
Werner Goerke (?) • GP
Jüdischer Flüchtling aus Deutschland.
? Grünspan (?) • GP
Polnischer Jude (staatenlos), geflüchtet aus Deutschland.
? Guttsmann (30) • GP
Nichtarischer Flüchtling aus Breslau.
Werner Heymann (?) • GP
Jüdischer Flüchtling aus Nürnberg.
? Hügel (?) • GP
Nazigegner, hatte zuvor lange in der Schweiz und Spanien gelebt.
? Jansen (?) • GP
Deutschnationaler, Nazigegner.
Jungbluth (?) • GP
Nichtarischer Flüchtling aus Österreich.
Fritz Kaiser (?) • GP
Nazigegner. Mitglied der christlichen Bruderhof-Gemeinschaften.
? Kalb (?) • GP
Aus Deutschland geflüchteter polnischer Jude.
Ernst Kleeblatt (?) • GP
Anglojüdischer Seemann (Reederei Borchardt). Zuvor in Kassel in der Leitung der Sozialistischen Arbeiterjugend.
? Koch (?) • GP
Jüdischer Flüchtling aus Österreich.
Otto Erich (Eric) Koch (20) • PD
Jude aus Frankfurt/Main, studierte Jura in Cambridge.
? Koppel (?) • GP
Jüdischer Flüchtling, Seemann aus Bielefeld.
Manfred Korytkowski (?) • GP
Jüdischer Flüchtling aus Deutschland.
Siegfried Krause (?) • GP
Schiffskoch für die britische Reederei „Baltraffic“ (United Baltic Corporation of London). Seit 12 Jahren im UK, kein Nazi.
? Krestenius (?) • GP
Schneider. Als „Bibelforscher“ von den Nazis verfolgt und geflohen.
Egon Th. Landsberg (?) • GP
Nichtarischer Flüchtling aus Deutschland.
Hans Lindenberg (?) • GP
Anglojüdischer Seemann (Reederei Borchardt).
? Lindenlaub (?) • GP
Nazigegner und Seemann, hatte in der US-Armee gedient.
E. Magdeburg (?) • GP
Nazigegner, in Berlin verheiratet mit einer Jüdin.
? Marosch (?) • GP
Junger nichtarischer Flüchtling aus Österreich.
Helmuth Mayer (?) • GP
Wurde im April 1940 vor das Tribunal zitiert. Jüdischer Flüchtling aus Deutschland.
Moritz Meyer (?) • GP
In Polen geborener Jude, dem die Nazis die Staatsbürgerschaft entzogen. Flüchtete aus dem KZ. Aufhebung der Internierung wurde verweigert.
Dr. Mittler (50) • GP
Jüdischer Anwalt aus Wien. Lebte in Birmingham, wo er mit Kategorie „B“ eingestuft wurde.
Engelbert Müller (?) • GP
Deutscher Nazigegner.
Max Mühlstock (28) • GP
In Polen geborener Folklore-Sänger und Geistlicher aus Wien. Diabetiker. Seine Frau wurde nach ihrer Flucht in Frankreich interniert. Keine Anhörung durch ein Tribunal, keine Entscheidung.
Dr. Natan (?) • GP
Nichtarischer Flüchtling aus Deutschland.
Hans Nass (?) • GP
Jüdischer Flüchtling aus Österreich. Redakteur einer Wiener Zeitung, als Kämpfer für Spaniens Republik verletzt. Keine Tribunal-Entscheidung.
Adolf Neuberger (16) • GP
Anglojüdischer Schiffsjunge (Reederei Borchardt). GP sah bei ihm ein Schreiben von Otto M. Schiff (Reichsvereinigung), in dem das britische Innenministerium gebeten wurde, auf eine Internierung des Jugendlichen zu verzichten.
Heinz Newton (?) • GP
Nazigegner aus Deutschland.
? Oettinger (?) • GP
Jüdischer Flüchtling aus Deutschland.
? Osborn[20] Es handelt sich wahrscheinlich um den jüdischen Konzertpianisten und Kommunisten Franz Osborn, der 1933 geflohen war. Vgl. Gillman/Gilmann „Collar the Lot!“, Seite 176; Wikipedia über F. Osborn, abgerufen am 5.9.2023. (?) • GP
Der Deutsche lebte seit mehreren Jahren im UK.
? Paulsen (?) • GP
Nazigegner aus Dänemark.
? Posselt (?) • GP
Nazigegner aus Deutschland.
Dr. ? Prinz (?) • GP
Jüdischer Flüchtling aus Deutschland. Wissenschaftler, Spezialist für Flugfunk.
Benjamin Rappaport (?) • GP
Polnischer Jude aus Deutschland, war im KZ Dachau eingesperrt. Nach 7 Monaten britischer Internierung noch auf der Warteliste der Tribunale.
Sigmund Rappaport (?) • GP
Polnischer Jude aus Deutschland. Benjamins Bruder, in Österreich eingebürgert, wo Nazis auf ihn geschossen hatten. Ingenieur, mit einer Britin verlobt. Wurde aufgrund beruflichen Neides als Pronazi denunziert und von Scotland Yard interniert.
? von Richthofen (?) • GP
Ehemaliger preussischer Offizier, nationalistischer Nazigegner.
? Rosenthal (?) • GP
Jüdischer Flüchtling aus Deutschland. Vorleser in der Camp-Synagoge.
? Rückersberger (?) • GP
Jüdischer Flüchtling aus Deutschland.
? Schellhorn (?) (Vater) • GP
Nazigegner und Flüchtling aus Deutschland.
? Schellhorn (?) (Sohn) • GP
Nazigegner und Flüchtling aus Deutschland.
? Schlochau (?) • GP
Jüdischer Anwalt aus Breslau.
? Schmettau (?) • GP
Nazigegner.
Johannes Schmitt (?) • GP
Bildhauer. Nazigegner, der u.a. in einer Widerstandgruppe mit Ernst Niekisch war. Mit einer Jüdin verheiratet.
? Schwarz (?) • GP
Junger nichtarischer Flüchtling aus Österreich.
Herbert Sielaff (?) • GP
Nazigegner aus Danzig. Bekam als Gewerkschafter und Seemann einer britischen Reederei Probleme mit den Nazis.
? Simon (?) • GP
Jude mittleren Alters. Geboren in Deutschland verlebte er den größten Teil seines Lebens in UK.
? Simon (26) • GP
Nazigegner und Deserteur aus der Wehrmacht.
? Taft (?) • GP
Jüdischer Seemann aus Danzig.
Jacob Trummer (?) • GP
Österreichischer Jude, seit 10 Jahren im UK.
Kurt Wangenheim (38) • PD
Jüdischer Anwalt aus Berlin, Jahrgang 1902. Aus dem Kitchener Camp mit der SS Sobiecki nach Kanada deportiert. Dort 1946 naturalisiert. Koautor eines Buches über Deutsch-Kanadier (1984).
Dr. Weidemann (?) • GP
Nazigegner, Bayern-Nationalist und Katholik. Ehrenamtlicher Richter in München.
? Wenk (?) • GP
Der Sozialist hatte im deutschen Untergrund gearbeitet und kam über die CSR nach England.
? Windisch (?) • GP
Österreichischer Nazigegner. Seemann, der auf deutschen Schiffen arbeitete.
? Zickel (?) • GP
Jüdischer Flüchtling aus Deutschland.

Fußnoten

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  • [1]Protokoll der Fragestunde im britischen Unterhaus vom 9. Juli 1940, abgerufen am 20.8.2023.
  • [2]National Archives of Australia (NAA), Embarkation List No. 1, Seiten 4-6; NAA Item ID 657104, abgerufen am 30.8.2023. Der Vermerk „R“ an den Nummern steht für „Ringleader“ (Rädelsführer).
  • [3]Ebd. Disembarkation list Melbourne „Ex Arandora Star“, Seiten 95-99.
  • [4]Vgl. Personen-Akten der National Archives of Australia (NAA), abgerufen am 17.8.2023.
  • [5]Von 251 Männern ging einer in Kapstadt von Bord, ein Name der britischen Liste war nicht recherchierbar.
  • [6]Auch „Dissidenten“, die (oder deren Vorfahren) sich vom Judentum abgewendet hatten, wurden von den Nazis aus rassistischen Motiven verfolgt.
  • [7]Louis Eleazar Gutmann-Polangen, „Arandora Star Victims. A Supplement to the White Paper“, 1941, abgerufen am 20.8.2023.
  • [8]Die Differenz zwischen 253 Namen auf der britischen Einschiffungsliste und den 251 Männern, die in Australien von Bord gingen, entstand, weil der  von den Briten gelistete Heinz Scheither nicht an Bord gebracht wurde und Wolfgang Kittel die Dunera in Kapstadt verlassen durfte.
  • [9]Notizen über einen Vortrag von Dr. Rachel Pistol bei der Konferenz „Arandora Star Remembered“, London, 30.11.2021, abgerufen am 1.9.2023.
  • [10]Quelle ist die Datensammlung „Internees on SS Arandora Star Germans, abgerufen via ancestry.de (Mitgliedschaft erforderlich) am 28.11.2023.
  • [11]F. Lafitte veröffentlichte schon Ende 1940 das erste Sachbuch mit 256 Seiten The Interment of Aliens.
  • [12]Vgl. Unterlagen zu Fritz Bieber via ancestry.de, abgerufen am 10.11.2023.
  • [13]Vgl. Wikipedia über die Hudtwalkerstrasse in Hamburg, abgerufen am 10.9.2023.
  • [14]Vgl. Einleitung zu „Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945“ mit Erwähnung und dort der biografische Eintrag, abgerufen am 10.9.2023.
  • [15]Wikipedia über Karl Olbrysch, Falsch ist, dass auch seine Ehefrau an Bord der Arandora Star war. Britische Behörden hatten beide - offensichtlich bewußt falsch - als Nazis eingestuft, um sie wegsperren zu können.
  • [16]„Ludwig Baruch – Diary exerpts“ in Dunera News Nr. 39 (1997), Seite 8, fortgesetzt in Nr. 40 und 41.
  • [17]Wikipedia über Franz Eichenberg, abgerufen am 20.9.2024.
  • [18]Namenseintrag beim Britischen Nationalarchiv, abgefragt am 3.9.2023.
  • [19]Lucy Borchardt (1877 – 1969) war die einzige jüdische Reederin in Hamburg. Sie ermöglichte etwa 38 jüdischen Jungen eine maritime Ausbildung – als Voraussetzung für die Einwanderung nach Palästina. Vgl. Das jüdische Hamburg, abgerufen am 2.9.2023.
  • [20]Es handelt sich wahrscheinlich um den jüdischen Konzertpianisten und Kommunisten Franz Osborn, der 1933 geflohen war. Vgl. Gillman/Gilmann „Collar the Lot!“, Seite 176; Wikipedia über F. Osborn, abgerufen am 5.9.2023.

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