Die Karriere von Sigismund Sigurd Lohde als Schauspieler wurde durch die Nazis jäh abgebrochen, denn er war Jude. Nach mehreren Fluchtstationen fühlte er sich im britischen Asyl sicher. Wie tausende andere Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich wurde er dort bitter enttäuscht. 1940 deportierte die britische Regierung ihn auf der HMT Dunera nach Australien, wo er nach dem Ende der Internierung und Armeedienst bis 1954 blieb. Seine Geschichte ist in Dokumenten und Erinnerungen an den Künstler überliefert.
Peter Dehn, November 2025.
Am 12. Juni 1899 machte der jüdische Kaufmann Siegfried Lohde beim Standesamt Weimar die Geburt seines vierten Sohnes Sigismund[1] Standesamt Weimar. Geburtseintrag Nr. 278 vom 12.6.1899 via ancestry. am 4. Juni 1899 aktenkundig.
Die Familie Lohde
Siegfried Lohde wurde am 25. Oktober 1865 in Danzig geboren. Er siedelte sich in Weimar an. Am 14. Juni 1894[2] Standesamt Weimar, Heiratseintrag Nr. 584 vom 14.6.1894 via ancestry. heiratete er in Berlin Karoline („Lina“) Cohn (geboren am 11. März 1874 in Bremen). Siegfried führte in der thüringischen Klassikerstadt ein Geschäft für „Herren- u. Knabenmoden, Parkstr. 1[3] Adressbuch Weimar 1899 via ancestry. Heute Puschkinstrasse 1. Wikipedia über das Gebäude, abgerufen am 15.8.2025.“. Die Familie lebte in der Wörthstraße 12. Später wurde die Firma in einen Renaissancebau in der Kaufstraße 15[4] Wikipedia über die Kaufstraße, heute ein Kulturdenkmal, abgerufen am 15.8.2025. verlegt und die Familie zog in die Prellerstraße 1[5] Adressbücher Weimar 1899 und 1906 via ancestry. um. Siegfried war auch Mitbesitzer eines Wohn- und Geschäftshauses in der Weimarer Schillerstraße 16[6] Stadtarchiv Weimar, Akten der Baupolizei, Signatur II-8-284, Archivportal Thüringen, abgerufen am 20.9.2025..
Er war Mitgründer des Israelitischen Religionsvereins[7] Vgl. Lernort Weimar. Spuren jüdischen Lebens in Weimar und Jewish Places über die Israelitische Religionsvereinigung Weimar, abgerufen am 25.10.2025. Vgl. Erika Müller, Harry Stein "Jüdische familien in Weimar" (Stadtmuseum Weimar 1998). in Weimar. Dieser organisierte seit 1903 den Religionsunterricht für die Kinder der 25 Mitglieder, an dem im April 1904 zumindest ein Lohde-Sohn (wahrscheinlich Sigmar) teilnahm. Der Verein organisierte zudem Gottesdienste an den Hohen Feiertagen.
Die Geburtsurkunde des Standesamtes Weimar.
Alle vier Söhne des Ehepaars wurden in Weimar geboren und beim Standesamt mit der Religion „mosaisch“ bzw. „jüdisch“ – wie ihre Eltern – registriert. Den Vater verloren sie früh; Siegfried war am 3. Juli 1915 in Weimar verstorben[8] Standesamt Weimar, Sterbeeintrag Nr. 423 vom 5.7.1915, via ancestry.. Die Mutter Karoline musste sich also um die drei Söhne kümmern, die zudem Zeitpunkt erst zwischen 16 und 18 Jahren jung waren.
Eduard Siegbert, geboren am 18. Juni 1895; verstarb im Kindesalter am 3. November 1896.
Sigmar wurde am 23. März 1897 geboren. Er zog nach Berlin, wo er ab Anfang der 1930er Jahre kurzzeitig eine Wohnung in der Schöneberger Frankenstraße 5[9] Berliner Telefonbuch 1931/32 via ancestry. mit seiner Mutter Lina und dem jüngeren Bruder Gerhard teilte. Zuletzt lebte er in Wien, Kohlmarkt 5/3[10] Vgl. Stammbaum Lohde/Gork via ancestry. und arbeitete als Vertreter. Er wurde am 17. Juli 1942 nach Auschwitz deportiert.
Der dritte Sohn Gerhard, geboren am 19. Mai 1898, war zweimal verheiratet. Er verstarb mit nur 37 Jahren[11] Geburts- und Sterbedaten der Brüder von Sigurd Lohde via ancestry. am 22. Januar 1936 im Krankenhaus Stendal, nachdem er seit 1933 zu Hilfsarbeiten im Straßen- und Gleisbau gezwungen worden war. Der ihm gewidmete geplante Stolperstein[12] Stolperstein für Gerhard Lohde in Tangerhütte (Sachsen-Anhalt), Schillerstraße 4. soll den Text tragen: „Zermürbung durch schwere Arbeit und Mobbing“. Er hinterließ einen Sohn aus seiner zweiten Ehe mit Elise Hedwig Elisabeth Kupferschmidt (6. Juni 1903 – 5. August 1986) namens Hans-Georg Siegfried Berthold[13] Vgl. Stammbaum Lohde/Gork via ancestry. (19. Oktober 1931 – 9. April 1983).
Die Mutter Karoline war 1928 in die deutsche Hauptstadt gezogen, wo die Söhne arbeiteten. Sie floh vor den Nazis schon 1933 nach Wien, Dort wohnte sie zusammen mit ihrem Sohn Sigmar, der im 1. Weltkrieg ein Bein verloren hatte, in der Hockegasse[14] Adress- und Telefonbücher Wien 1938 bis 1940, via ancestry. (XIII. Bezirk). Später erzwangen die Nazis den Umzug in eine „Judenwohnung“ am Kohlmarkt 5/7. Am 10. Juli 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert und von dort am 23. September 1942 mit dem Transport Bq/1782 ins Vernichtungslager Treblinka[15] Transportkartei Theresienstadt via Arolsen-Archiv, Transportliste aus Theresienstadt, abgerufen am 15.8.2025. in den Tod geschickt.
Karoline Lohde. Quelle: Familienarchiv Lohde.
Anfänge als Schauspieler
Sigismund (so der amtlich eingetragene alleinige Vorname) war der jüngste Lohde-Sohn. Er sollte eigentlich „in eines Onkels Bank eintreten“. Als das „schwarze Schaf der Familie“ debutierte er noch als Schüler am 18. Juni 1916 bei einem Bunten Abend im Gasthaus „Deutscher Kaiser“ in Bad Berka an der Ilm als Schauspieler, ist einer Notiz in der Materialsammlung Straschek[16] Günter Peter Straschek. Dokumentensammlung im Auftrag der Philipps-Universität Marburg für ein nicht erschienenes Lexikon der Filmemacher im Exil. Die Materialsammlung über Sigurd Lohde umfasst 70 nicht nummerierte Blätter, hauptsächlich Notizen ohne Bewertungen und Quellennennung sowie Briefwechsel. Bestand EB 2012/153.D.01.2005 im Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt/Main, DNB-Eintrag. Wikipedia über Straschek, abgerufen am 1.7.2025. zu entnehmen. Er muss dort und später beim Vorsprechen in Berlin einen guten Eindruck hinterlassen haben. Denn im April 1917 wurde er als Stipendiat der Marie-Seebach-Schule[17] Heute: Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. In einer Absolventenliste wird Lohde nicht genannt. des Königlichen Schauspielhauses Berlin[18] Sammlung Straschek aao. angenommen. Seine Ausbildung wurde durch den Weltkrieg unterbrochen; Lohde diente 1917/18, zuletzt als Leutnant[19] Ebenda und Lohdes Angaben in seiner australischen Militärakte, Australisches Nationalarchiv NAA_ItemNumber6254965., an der Westfront. Nach weiterer Ausbildung bei Leopold Jessner[20] Wikipedia über Leopold Jessner, der von 1919 bis 1928 Intendant des Schauspielhauses Berlin war, abgerufen am 10.7.2025. (1878 – 1945) hatte Lohde unter seinem Geburtsnamen Sigismund Lohde wechselnde Engagements: 1920/21 arbeitete in Bremerhaven, dann in Frankfurt/Main[21] Sammlung Straschek aao.. „Das Schauspielensemble wurde durch die Verpflichtung von Sigurd Lohde als ersten Charakterspieler und Regisseur – zuletzt an den Wiener Reinhardtbühnen tätig – ergänzt“, meldet eine Grazer Zeitung[22] „Arbeiterwille“ Graz am 28.8.1928, Seite 4, via Anno (Österreichische Nationalbibliothek). im August 1928. Im Oktober 1928 inszenierte er dort „Oktobertag[23] „Grazer Tagblatt“ am 13.10.1928, Seite 8, via Anno“, im Juni 1929 „Rivalen[24] „Grazer Tagblatt“ am 2.6.1929, Seite 17, via Anno“ von Zuckmayer.
In Breslau hatte er 1924 gegen seine fristlose Entlassung geklagt[25] Siehe auch Bundesarchiv, BArch R 56-III/1138.. Eine Publikation der dortigen Volksbühne teilt zu Beginn des Spieljahres 1926/27 die Wiederverpflichtung[26] „Kunst und Volk. Blätter der Breslauer Volksbühne e.V.“, Heft 1 1926/27“, Seite 31 via Deutsches Zeitungsportal. von „Sigurd Lohde vom Schauspielhaus Zürich“ mit. 1928 wohnt er dort in der Goethestraße 53[27] Handbuch 1928 der Genossenschaft deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA), Seite 304, via ancestry..
In Hauptmanns „Die Weber“ spielte Lohde 1930 an der Berliner Volksbühne den Expedienten Pfeiffer.
Auf Berliner Bühnen
Von 1929 bis 1932 gehörte er zum Ensemble der Berliner Volksbühne. Dort spielte er u.a. in „Liliom“ von Franz Molnar an der Seite von Hans Albers, Therese Giehse und Bertha Drews. Bei einem Bunten Abend gehörte er mit Ernst Busch u.a. zum „Seemannsquartett“. Auch „Kamrad Kasper[28] Volksbühne am Rosa Luxemburg-Platz, Spielzeitchronik 1930 bis 1940, abgerufen am 20.8.2025.“ des niederdeutschen Autoren Paul Schurek (mit Musik von Hanns Eisler) bestritt er mit Busch und der Drews. Auch auf anderen Bühnen der Hauptstadt war er zu sehen; seinen Auftritt bei „Büromädels“ im Lessing-Theater „verdiente Erwähnung“, befand die Berliner „Börsenzeitung[29] Berliner Börsen-Zeitung am 18.11.1924 Seite 41 via Deutsches Zeitungsportal.“.
Sigurd Lohde arbeitete auch für das junge Medium Hörfunk. Bekannt ist seine Beteiligung an 13 Produktionen[30] ARD-Hörspieldatenbank beim Deutschen Rundfunkarchiv, abgerufen am 25.8.2025., die zwischen 1927 und 1932 eingespielt wurden. Für den Wiener Sender entstand 1929 die Kinderstunde „König Drosselbart“ mit Lohde als Hofnarr[31] Grazer Tagblatt“ am 5.1.1929, Seite11, via Anno.. Er sprach einige Hauptrollen in Hörspielen, darunter den Theaterdirektor in Franz Molnars „Das Veilchen“ und für die Berliner Funkstunde den Verwalter in Goethes „Stella“. In den Programmteilen deutscher und österreichischer Zeitungen wird darüber hinaus auf seine „Heitere Stunde“ und die Komödie „Kater Lampe“ des Senders Breslau hingewiesen.
Zu der Zeit engagierte er sich u.a. als Mitarbeitervertreter in der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger[32] GDBA-Handbuch 1931, Seite 304. (GDBA) an der Volksbühne. U.a. wurde er zum Leiter einer Arbeitsgruppe des Filmverbandes berufen, die 1932 Filmverleiher und Kinobetreiber aufforderte, sich „im Hinblick auf den außerordentlichen Filmmangel alle bereits fertiggestellten Filme auf den Markt zu bringen“, berichtete eine Fachzeitschrift[33] In „Der Schrei nach dem neuen Film“, Kinematograph vom 29.7.1932, Seite 1, via Anno..
1931 wohnte er bei seiner Mutter in der Frankenstraße 5[34] GDBA-Handbuch 1931, Seite 303 via ancestry, und Autogrammadressen in „Mein Film“ ab Ausgabe 358 Seite 16, via Anno.. ln Telefonbüchern von 1934 und 1935[35] Telefonbuch Berlin 1934 via ancestry. findet man Einträge mit dem Vornamen Sigurd und der Berufsangabe Schauspieler und Regisseur im Barnayweg 1 (heute Steinrückweg) der Wilmersdorfer Künstlerkolonie[36] Wikipedia über die Künstlerkolonie, die 1927 von der GDBA und dem Schutzverband deutscher Schriftsteller gebaut wurde, um den sozial nicht abgesicherten Künstler günstiges Wohnen zu ermöglichen, abgerufen am 22.9.2025..
Frühe Filmarbeit
Erste Filmrollen bekam Sigismund Lohde 1931. Für Fritz Langs „M – Die Stadt sucht einen Mörder“ wird er in einer Liste von 60 „nicht genannten[37] „M“ in der Filmdatenbank IMDB, abgerufen am 15.8.2025.“ Darstellern geführt. Als Jim im Artistenfilm „Der Sprung ins Nichts“ (The Leap into the Void) wurde er an dritter Stelle der Besetzung genannt. Diese Produktion wurde von der US-Firma Universal in Paris gedreht[38] Damals wurden Filme of parallel in mehreren Sprachen gedreht. Wikipedia über „Der Sprung ins Nichts“, die Version von „Halfway to Heaven“ für den deutschen Kinomarkt, abgerufen am 15.8. 2025.. „Die Welt der internationalen Verbrecher wird durch Sigurd Lohde (als Fred Patterson, ein reicher Amerikaner, dunera.de), Ernst Stahl-Nachbaur, Fritz Klippel und Leonhard Steckel in unterschiedlichen Typen ausgezeichnet verkörpert“, lobte ein Rezensent[39] „Hallesche Nachrichten“ vom 24.12.1931, Seite 17, via Deutsches Zeitungsportal. den zu Weihnachten 1931 gestarteten Film „Der Draufgänger“ mit Lohdes Auftritt an der Seite des UFA-Stars Hans Albers.
1932 folgten zwei „Preußenfilme“, in denen Lohde hohe Offiziere spielte. In „Tannenberg“ war es der russische General Samsonov. Dieser Film verherrlichte den Generalfeldmarschall von Hindenburg[40] Wikipedia über Paul von Hindenburg, einen Miterfinder der „Dolchstoßlegende“, die behauptet, die Heimat sei im 1. Weltkrieg den erfolgreichen Militärs in den Rücken gefallen. Abgerufen am 25.8.2025. und seinen Sieg von 1914 gegen das zaristische Russland. Am Beispiel des nunmehrigen Reichspräsidenten wurde ein militaristischer Führerkult propagiert. Hindenburg erhob ein paar Monate nach der Premiere Hitler zum Reichskanzler – die nächste Führerkultfigur.
Das Biopic „Theodor Körner“ feierte einige Wochen zuvor Premiere. Dort verkörperte Lohde den Freikorps-Chef Lützow[41] Eintrag zum Film „Theodor Körner“ bei IMDB, abgerufen am 15.8.2025. aus den Befreiungskriegen gegen Napoleon, ebenfalls im Vorgriff auf das nationalistische Preußenbild der Nazis. Mit dieser Rolle schaffte es Lohde auf die Titelseite der rechtsgerichteten „Deutschen Illustrierten[42] Die „Deutsche Illustrierte“ Nr. 41 vom 11.10.1932 hat keinen Artikel zu ihrem Titelbild. Auf Seite 2 wird „Der Weg in die Volksgemeinschaft“ u.a. mit Fotos von einem paramilitärischen Arbeitslager und einem Hohelied auf das „wirkliche Volksheer“ der Kaiserzeit im Text beschworen. Ausgabe im Archiv Dehn.“.
In mindestens neun weiteren deutschen Produktionen spielte Sigurd Lohde bis 1933 kleinere Rollen. Das Fachblatt „Kinematograph“ erwähnte seinen Auftritt als 3. Schwiegersohn in „Frau Lehmanns Töchter“ „lediglich der Ordnung halber[43] „Kinematograph“ vom 11.6.1932, Seite 2, via Anno., … weil die Rolle an sich kaum Gelegenheit gibt, Größeres und Bemerkenswertes zu zeigen“.
In der UFA-Komödie von 1932 spielte Lohde einen Regisseur. (Kinowerbung in einer Nazizeitung).
Quelle: Deutsches Zeitungsportal.
Sigurd Lohde in der Rolle des Lützow im Film „Theodor Körner“ als Titelheld (Nr. 41 b. 11.10.1932).
Quelle: Archiv Dehn.
„Lediglich der Ordnung halber ….“ als potenzieller Schwiegersohn in „Frau Lehmanns Töchter“. Sigurd Lohde im linken Foto hinten in der Mitte. In: „Das interessante Blatt“ (Wien, 25.9.1932. Quelle: Zeitungsarchiv Anno.
Zur Flucht gezwungen
Die Nazis dankten Lohde seinen quasi ideologischen Beistand nicht. Als Jude wurde er von der Mitgliedschaft in der „Reichsfilmkammer[44] Wikipedia über die Reichsfilmkammer, abgerufen am 16.8.2025.“ ausgeschlossen, was einem Berufsverbot gleichkam. Dagegen habe sich Lohde mit einem Schreiben an Goebbels ebenso mutig wie vergeblich gewehrt, archivierte Straschek eine ihm gegebene Überlieferung, ohne dass Belege verfügbar sind.
Lohde spielte zwar in Filmen, die dem Nationalsozialismus ideologisch nahestanden. Jedoch irrte der australische Historiker Cyril Pearl[45] Cyril Pearl „The Dunera Scandal“, Angus & Robertson 1983, Seite 22, nennt keine Quellen. mit seiner Behauptung, Lohde habe im Film „Hundert Tage[46] Cinegraph und Wikipedia über „Hundert Tage“, abgerufen am 15.8.2025.“ für seine Hauptrolle des Napoleon ein Dankschreiben von Mussolini erhalten. Diese Kinorolle hatte der spätere Filmfunktionär der Nazis Werner Krauß[47] Wikipedia über den Schauspieler Werner Krauß, abgerufen am 15.8.2025. – zuvor auf der Bühne in Berlin – dargestellt. Lohde war zur Zeit der Dreharbeiten Ende 1934 aus dem gleichgeschalteten Nazi-Filmwesen bereits verbannt und lebte in Wien. Jedoch spielte er Mussolinis machtpolitisches Vorbild Napoleon in dem Stück im Dezember 1933 im Deutschen Theater in Brünn[48] „Neues Wiener Journal“ am 12.12.1933, Seite 11 via ANNO. (Brno, Tschechien). An diesem Theater wurde die Mehrheit der „demokratischen Stücke mit wesentlich mehr Sorgfalt[49] Katharina Wessely, „Theater der Identität“, Radio Prague International am 22.12.2012, abgerufen am 25.8.2025. inszeniert“.
Theater- und Filmarbeit in Wien
Schon im Juni 1933[50] Sammlung Straschek aao. war Sigurd Lohde nach Wien umgezogen, um den heraufziehenden antisemitischen Verfolgungen des Dritten Reichs zu entgehen und natürlich, um in seinem Beruf Arbeit zu finden. Ab 1934 nennt eine Kinozeitschrift erstmals die Berggasse 6 im IX. Wiener Bezirk als Lohdes Autogrammadresse[51] „Mein Film“, Ausgabe 440 (Ende Mai 1934), Seite 9, via Anno..
U.a. spielte er in der Wiener Volksoper „Das hohe Alter“ in „Der Bauer als Millionär“. Anfang 1934 wird er für die Inszenierung zur Wiedereröffnung des Raimund-Theaters[52] „Kleine Volks-Zeitung“, 21.1.1934, Seite 28, via Anno. „Die Wirtin von Venedig“ verpflichtet; „famos“ berichtet eine Zeitung. In den Kammerspielen war er 1934 als „Abbé“ in Strindbergs „Rausch“ zu sehen und 1936 im Bürgertheater in „Die Schwester des Lords“ und „Frau Minister Popovic“. Ein Gastspiel führte ihn im November 1936 nach Prag; in Ibsens „Gespenstern“ trat er als Pastor an der Seite der Flüchtlinge Tilla Durieux[53] Vgl. Wikipedia über Tilla Durieux, abgerufen am 28.8.2025. und Ernst Deutsch im Neuen Deutschen Theater[54] Wikipedia über das Neue Deutsche Theater, das in Prag von 1888 bis 1938 bestand. Im Gebäude befindet sich heute die tschechische Staatsoper. Abgerufen am 25.8.2025. auf. 1937 fand sich ein Telefonbuch-Eintrag mit Berufsangabe Schauspieler im XIX. Bezirk Wiens, Medlergasse 5[55] Telefonbuch Wien 1937 via ancestry.. Sigurd Lohde arbeitete laut Straschek in Wien aber auch als Physiotherapeut.
Sigurd Lohde spielte in Wien an verschiedenen Theatern und in Gastspielen.
„Peter, das Mädchen von der Tankstelle“ war sein erster Film in Österreich. Viermal stand er in Inszenierungen von Henry Koster[56] Wikipedia über den jüdischen Regisseur Hermann Kosterlitz, der in den 1950er Jahren mit Komödien und dem Musikdrama „Hundert Mann und ein Mädchen“ in Hollywood Karriere machte. aka Hermann Kosterlitz (1905 – 1988) vor der Kamera. Für seinen letzten Film dieser Lebensperiode „Bubi“ (aka „Der kleine Kavalier“) wurde Lohde in der Rolle eines Varieté-Direktors an 3. Stelle der Besetzungsliste genannt.
Für den österreichischen Kinoverleih von „Maria Stuart“ (Regie: John Ford) gab er 1936 seine Stimme für Robert Barratt[57] Vgl. Deutsche Synchronkartei (Liste für Lohde ist unvollständig), abgerufen am 20.9.2025. als Norton.
Nur ein Stück Blech?
In Wien sei Lohde „das Ziel eines miesen zynischen Scherzes“ geworden, notierte Straschek: Man habe den Schauspieler in die deutsche Botschaft[58] Sammlung Straschek aao. einbestellt, „wo ihm im Namen des Führers Adolf Hitler das Verdienstkreuz 2. Klasse, das sogenannte Hindenburgkreuz, ausgehändigt wurde“.
Die korrekte Bezeichnung dieser Medaille ist „Ehrenkreuz des Weltkrieges[59] Wikipedia über das „Ehrenkreuz“, abgerufen am 15.8.2025.“. Es wurde von Paul von Hindenburg im Juli 1934 gestiftet und wurde daher auch als das „Hindenburgkreuz“ bezeichnet. Weil der ehemalige Feldmarschall des Kaisers, nun als Reichspräsident Steigbügelhalter Hitlers, schon am 2. August 1934 gestorben war, wurde die Medaille fortan „im Namen des Führers und Reichskanzlers“ ausgehändigt. Das geschah im Gegensatz zu einer Ordensverleihung ausschließlich auf Antrag der Kriegsteilnehmer. Mindestens 8 Mio. dieser Medaillen wurden verteilt.
1934/35 war die Verfolgung noch nicht soweit gediehen, dass Juden vom Bezug der Medaille ausgeschlossen waren. Viele jüdische Weltkriegsteilnehmer beantragten das billig aus Eisen gepresste und bronzierte Metallstück.
Mit solchen Postkarten – wie hier an Leo Dehn gerichtet – wurden die Antragsteller aufgefordert, das Ehrenkreuz abzuholen. Quelle: Archiv Dehn.
Vielleicht glaubte Sigurd Lohde, wie zehntausende jüdische Frontkämpfer (unter ihnen Leo Dehn), das Kreuz würde ihn vor rassistischer Verfolgung schützen. Diese Hoffnung erwies sich als trügerisch. Es könnte aber auch sein, vermutet die Familie, das Sigurd die Medaille für seinen invaliden Bruder Sigmar beantragte.
Flucht aus Wien und Prag
Sigurd Lohde machte sich laut Straschek am 11. März 1938 – am Tag vor dem „Anschluss[60] Wikipedia über den „Anschluss“ Österreichs, abgerufen am 20.8.2025.“ Österreichs an Nazi-Deutschland – über Ostrava und Liberec auf den Weg nach Prag. Die aufgrund des Münchner Abkommens vom Oktober 1938 entstandene Rest-Tschechei[61] Wikipedia über die Zerschlagung der Tschechoslowakei, abgerufen am 15.8.2025. ließ Hitler im März 1939 besetzen und als „Protektorat Böhmen und Mähren[62] Wikipedia über das Protektorat Böhmen und Mähren, abgerufen am 25.9.2025.“ dem Nazi-Reich defacto einverleiben. Tausende Flüchtlinge im Exilzentrum Prag waren in Gefahr, erneut in die Gewalt ihrer Verfolger zu geraten. Sigurd Lohde wurde verhaftet und konnte sich nur durch einen Sprung aus dem Fenster vor dem Zugriff der Gestapo retten, heisst es. Im Sommer 1939 gelang ihm die nächste Etappe der Flucht über Krakow nach England[63] Sammlung Straschek aao..
In England
Er fand Unterkunft in der Boundary Road 60A[64] Karteikarte des Home Office für Lohde, via ancestry. im Norden Londons und arbeitete u.a. für das deutschsprachige BBC-Radio. Die erste Show des von Emigranten aus Österreich gegründeten Theaters „Das Laterndl[65] Mark Piggott „A Beacon of Hope …“ University of London online, 17.6.2024, abgerufen am 15.8.2025.“ (englisch „The Lantern“) hieß „Unterwegs“ und hatte am 27. Juni 1939 Premiere. Für die erste Nummer der Kleinkunst-Revue, vorgetragen in englischer Sprache, wurde Sigurd Lohde als „His Lordship“ an der Spitze des Programmzettels genannt. Die weiteren Nummern wurden in deutscher Sprache gegeben; Lohde war in weiteren Rollen zu sehen. Die britische Presse lobte das dort bisher unbekannte Showkonzept[66] The Spectator am 7.7.1939, zit. n. „A Light in Dark Times“, Exile Research Center, abgerufen am 15.7.2025.. „Wir sollten Herrn Hitler dankbar für das Lantern sein. Österreichs Verlust ist unser Gewinn“. Auch im Londoner Deutschen Theater[67] Sammlung Straschek aao. trat er auf. Allerdings wurden in Großbritannien alle Theater und Kinos mit Kriegsbeginn geschlossen.
Wien im Londoner Theaterexil: Im 1. Programm des „Laterndl“ spielte Sigurd Lohde mehrere Rollen (grafik klicken zum vergrößern).
Quelle: Website A Light in Dark Times.
Das britische Ausländer-Tribunal hatte Sigurd Lohdes Status als Flüchtling bestätigt und ihn am 3. November 1939 „ausgenommen von der Internierung[68] Karteikarte des Home Office aao.“. Acht Monate später war das für ihn und Tausende andere Nazi-Verfolgte nichts mehr wert.
Die kurze Zeit von seinem Eintreffen in Großbritannien im Sommer 1939 bis zu seiner Verhaftung und Internierung am 1. Juli 1940[69] Australischer Personalbogen für S. Lohde, NAA_ItemNumber9903925, via NAA. waren naturgemäß zu kurz, um sich im Asylland zu etablieren und einen nachhaltigen Einstieg in die britische Filmbranche zu schaffen. Sicher nachweisbar ist die Kriegskomödie „Neutral Port[70] „Neutral Port“ in der Filmdatenbank IMDB, abgerufen am 15.8.2025.“ mit Lohde als deutschem Konsul. Straschek notierte weitere Produktionen, jedoch finden sich in den einschlägigen Film-Datenbanken keine Belege für Lohdes Mitwirkung. Es mag aber sein, dass er einzelne Drehtage in kleinen Rollen hatte, so dass sein Name nicht dokumentiert[71] „Convoy“, „Sailors Three“ und „Night Train to Munich“ in der Datenbank des British Film Institute, abgerufen am 15.8.2025. ist. Das betrifft u.a. „Nighttrain to Munich“ (Offizier im Zug), „Convoy“ und „Sailors Three“.
„Falscher Dampfer“? Falscher Feind!
Divergierende Einschätzungen bestehen zu den Umständen der Deportation Sigurd Lohdes nach Australien. Nach seiner Rückkehr teilte er selbst der Westberliner Zeitung „Telegraf“ mit, er sei „aus Versehen nach Australien[72] Überschrift in „Telegraf“, 1.3.1955, Seite 3, Familienarchiv Lohde.“ geschafft worden. Eigentlich sollte er auf der Isle of Man interniert werden, setzte er fort. Im Hafen von Liverpool habe jedoch an „den Tagen vor Dünkirchen“ ein „ungeheurer Wirrwarr“ geherrscht und er sei von britischen Soldaten „buchstäblich auf den falschen Dampfer“ – nämlich die Dunera – gezwungen worden. Weniger glaubhaft ist die Behauptung, Lohde sei mit dem Taxi im Hafen vorgefahren, um sich, ein Ticket und „ein offizielles Dokument mit sich führend“, zur Arbeit als Dolmetscher auf die Isle of Man übersetzen zu lassen. Wachsoldaten[73] Cyril Pearl aao. hätten trotz Sigurds Protest „mit dem Senken eines Bajonetts und einem knappen ‚Get going!‘“ in Richtung Dunera reagiert. Dagegen habe er vergeblich mit einem Hungerstreik protestiert, denn er sei ja „kein Kriegsgefangener, sondern verfolgter Flüchtling“, zitierte ihn[74] Vom Ziel Australien erfuhren die Internierten laut zahlreicher autobiografischer Darstellungen erst, als die Reise zu lange dauerte, das Klima tropischen Charakter annahm und die Dunera ihren ersten Stopp in Freetown (Sierra Leone) einlegte. die Zeitung.
Die Entscheidung des britischen Tribunals am 3.11.1939 „Von der Internierung ausgenommen“ hatte nur bis Anfang Juli 1940 Bestand.
Quelle: Karteikarte Sigurd Lohde des Home Office via ancestry.
„Aus Versehen nach Australien“ geraten. Lohde über Lohde in der Westberliner Zeitung „Telegraf“ am 1.3.1955. Quelle: Lohde family archive.
Diese Darstellungen sind falsch. Sie haben jedoch einen sehr realen Hintergrund.
Zunächst: Mit „den Tagen vor Dünkirchen“ steht die Abfahrt der Dunera in keinem zeitlichen Zusammenhang. Die Evakuierung der alliierten Truppen über den Ärmelkanal war bereits am 5. Juni 1940[75] Wikipedia über die Schlacht von Dünkirchen. Die Dunera legte erst am 10.7.1940 ab. beendet, also einen Monat, bevor die HMT Dunera am 10. Juli 1940 in Liverpool ablegte. Überdies liegt Dünkirchen am östlichen Ausgang des Kanals. Eine Evakuierung auf dem Seeweg von mehr als 1.100 Kilometern[76] Vgl. Sea Distances online, abgerufen am 25.8.2025. (597 Seemeilen) von Dünkirchen nach Liverpool hätte wertvolle Transportkapazitäten wochenlang blockiert und der Evakuierung der alliierten Truppen total geschadet. Zwischen Dünkirchen und Dover liegen hingegen nur 38 Seemeilen, eine Tour von wenigen Stunden.
„Mit der Wahrheit sparsam umgegangen“
Die wesentliche Ursache der Geschichten von Sigurds „versehentlicher“ Reise nach Australien lag in Sigurds Fall im Internierungslager auf der Pferderennbahn von Lingfield[77] Die Kleinstadt liegt in der Grafschaft Surrey, südlich von London., das nur für eine kurzfristige Unterbringung gedacht war. Die Offiziere nicht nur dieses Lagers missbrauchten das ihnen von den Internierten entgegengebrachte Vertrauen und belogen „ihre“ Männer, um die Vorgaben für „freiwillige“ Meldungen[78] Rund 1.000 Internierte aus dem britischen Lager Huyton wurde mehr Freiheit zugesagt und, dass ihre internierten Frauen und Kinder kurzfristig folgen würden. Weitere Migration z.B. in die USA wurde in Aussicht gestellt. Siehe Memorandum der Internierten von Camp 7. nach Übersee zu erfüllen. In ihrem Memorandum über die Dunera-Reise stellten die Internierten von Camp 7 Hay dazu u.a. fest:
„Den Internierten des temporären Lagers Lingfield (etwa 350 an Bord der H.M.T. ‚DUNERA‘) wurde versprochen, dass sie in ein permanentes Lager in England gebracht würden. Entsprechend waren sie in keinster Weise für eine lange Reise nach Übersee vorbereitet.“
Es wundert also nicht, dass Sigurd Lohde und viele seiner Kameraden erwarteten, über die Hafenstadt Liverpool in eines der Lager auf der Isle of Man verlegt zu werden. „Ich glaube nicht, dass es jemals ein ‚Fehler‘ seitens der Behörden war, wie viele behaupten, sondern eher ein Fall, in dem der Kommandant des Lingfield Camps mit der Wahrheit sparsam umgegangen ist“, kommentiert der britische Historiker und Sohn eines Dunera Boy Alan Morgenroth[79] Mail von Alan Morgenroth an dunera.de vom 14.8.2025..
Während des Krieges fanden keine Pferderennen statt. Wie hier der Lingfield Race Course (fotografiert 2011) wurden viele Rennbahnen in Großbritannien und Australien für das Militär und Internierten genutzt.
Quelle: Wikipedia, Sempre Volando.
Eine weitere Überlegung spricht gegen einen „Irrtum“. Für den Transport mit der Dunera wurden in mehreren Internierungslagern insgesamt 13 Namenslsten angefertigt. „Lohde, Sigismund 7992“ ist einer von 300 Namen der Liste 7[80] Vgl. Liste 7 der 12 von 13 Einschiffungslisten im NAA-Archiv, NAA_657104_Liste7_300, abgerufen am 17.2.2024., die dem Lager Lingfield[81] Den Bezug zwischen Liste 7 und Lingfield stellen die Historiker Alan Morgenroth und Rachel Pistol fest in „The Dunera Boys … Who, when and why?“. In „Dunera News“ Nr. 109, Seite 10f. zuzuordnen ist. Die Deportation dieser Gruppe war also Teil des Plans der britischen Behörden, Internierte nach Übersee zu schicken, und kein „Irrtum“. Dass die Internierten aus Lingfield überrascht waren, auf einen Ozeandampfer gebracht zu werden statt auf eine kleinere Fähre zur Isle of Man, wundert nach den Äußerungen der Lager-Offiziere nicht. Lohdes Bemerkung über die „Begrüßung“ mit vorgehaltenem Bajonett, wodurch er an Bord der Dunera gezwungen wurde, stimmt im Übrigen mit zahllosen Berichten anderer Internierter über die Situation im Hafen von Liverpool und den Empfang auf der Dunera überein.
Dass Sigurd Lohde im Lager Lingfield festgehalten wurde ist auch durch ihn selbst belegt. In der „Lingfield-Ballade[82] Sigurd Lohde: „Lingfield Ballade“, Zweisprachiges Original. Bestands-Nummer 4097 des Jewish Museum of Australia.“ beschrieb er in ironischen Reimen den Alltag im „Kurort Lingfield“ und mokierte sich über die Wachmannschaften. Der zweisprachige Text schloß mit dem optimistischen Aufruf:
„Kopf hoch, ihr Freunde, habt Geschmack
The best to you and all good luck!“
(Grafik klicken zum vergrößern. Quelle: Mit freundlicher Genehmigung des Jewish Museum of Australia, Bestand Nr. 4097).
Kontrahenten: Winston Churchill und …
… die liberale Abgeordnete Eleanor Rathbone.
Quelle: Wikipedia.
„Collar them all“
Unter diesem, Winston Churchill zugeschriebenem, Schlagwort lässt sich die britische Internierungs- und Deportationspolitik Mitte 1940 zusammenfassen. Die Belegung der Arandora Star zeigte einen Teil des Systems, nach dem die britischen Behörden die fünf Deportations-Transporte belegten. Der Minister of Shipping Ronald Cross[83] Protokoll der Fragestunde im britischen Unterhaus vom 9. Juli 1940, abgerufen am 20.8.2023. erklärte am 9. Juli 1940 im Unterhaus anlässlich der Versenkung dieses zweiten Deportationstransports nach Kanada, „dass alle Deutschen an Bord Sympathisanten der Nazis waren und dass keiner von ihnen in dieses Land als Flüchtling kam.“
Für die Behauptung, man habe ausschließlich Feinde Britanniens außer Landes geschafft, nutzte Cross die Einstufung vieler Ausländer in die Kategorie „A“ als Nazis. Jeder dritte Deutsche und Österreicher an Bord der Arandora Star war nachweislich von den Nazis als Jude oder aus politischen Gründen verfolgt worden. Viele wurden nach den Pogromen in Konzentrationslagern eingesperrt, um ihre Ausreise zu erzwingen und ihr Vermögen zu kassieren. Die bewusst falschen Klassifizierungen[84] Die Entscheidungen der Tribunale „spiegelten zumindest die Meinung der sozialen Schicht, aus der diese King’s Counsels (Berater des Königs) stammten“, wider. Etliche Tribunale nutzten unzureichende Vorgaben, um „ihre antibolschewistische Voreingenommenheit walten (zu lassen), indem sie alle Veteranen der Internationalen Brigaden, die den Faschismus in Spanien bekämpft hatten, für verdächtig erklärten“. So die Einschätzunmg des Kanada-Internierten Eric Koch in „Deemed Suspect. A Wartime Blunder“, Toronto 1980, Seite 9/10. der Briten stellten Täter und Opfer auf eine Stufe, prägten das Schicksal tausender Flüchtlinge in England und bedeuteten den Tod für etliche Naziopfer. Da bleibt ein großes Unwohlsein zurück.
Die Deportation tausender Nazi-Verfolgter nach Kanada und Australien war weder insgesamt noch im Einzelfall ein britischer „Irrtum“, sondern Teil der von Churchill befohlenen Massenabschiebungen unerwünschter Ausländer. Da wurde niemand „auf den falschen Dampfer“ geschickt.
Für die Deportation „all derer, die durch die Tribunale als Opfer des Naziregimes anerkannt worden waren“ hatte die liberale Parlamentarierin Eleanor Rathbone[85] Wikipedia über Eleanor Rathbone, abgerufen am 10.9.2025. (1872 – 1946) schon am 10. Juli 1940, dem Tag der Abreise der Dunera, im britischen Unterhaus die Regierung Winston Churchills scharf kritisiert[86] Protokoll des Unterhauses vom 10.7.1940, abgerufen am 10.9.2025.. „Wenn man sein Netz über alle Fische wirft und es einholt, sind nur eine sehr kleine Minderheit der Fische gefährliche und verdächtige Personen, aber auf jeden Fall erwischt man diejenigen, die man haben will. Aber man erwischt nicht alle gefährlichen Personen.“
„Die britische Regierung hat den falschen Leuten den Krieg erklärt“, bescheinigte der britische Sozialforscher Francois Lafitte[87] F. Lafitte veröffentlichte schon Ende 1940 das erste Sachbuch mit 256 Seiten The Interment of Aliens. Winston Churchill und seinen Ministern in „The Internment of Aliens“, dem ersten Buch über die Internierungen und Deportationen, das durch die Versenkung der Arandora Star angeregt wurde und bereits im September 1940 erschien.
Australien: „Hinter sieben Bergen“
und sieben Meeren
Die 250 deutschen und 200 italienischen Überlebenden[88] „Nominal Roll of German Internees for Melbourne“, NAA_Item657104. der Versenkung der Arandora Star waren – im Gegensatz zu der Erklärung von Cross nicht ausschließlich Nazis bzw. Faschisten. Sie wurden am 3. September 1940 in Melbourne von Board der Dunera geholt. Um Lagerkapazitäten zu füllen (bzw. die Kapazitäten der für die anderen 2.000 Internierten vorgesehenen Camps nicht zu überschreiten) wurden sie zusammen mit 96 meist jüdischen Flüchtlingen – unter ihnen Sigurd Lohde – in das Lager Nr.3 in der Umgebung von Tatura (Bundesstaat Victoria) gebracht. Zeitweise waren dort also Nazi-Verfolgte mit deutschen und australischen Nazis und italienischen Faschisten gemeinsam untergebracht.
Alles im Blick? In Lagern in Tatura (hier Camp 1, 1943) kam es zu Spannungen.
Foto: C.T. Halmarick, Australian War Memorial Nr. 065008.
Das australische Militär ignorierte Proteste; es kam zu etlichen Zwischenfällen. Mit der Auflösung der Camps 7 und 8 bei Hay (New South Wales) im Frühjahr 1941 und der Verlegung der dort weggesperrten rund 1.900 Dunera-Internierten nach Tatura fanden sich Möglichkeiten, die 96 Männer in einer nicht beängstigenden Umgebung unterzubringen.
In den Lagern machten die Internierten gegen die Untätigkeit und Depression mobil. Sie organisierten umfangreiche Aktivitäten für Sport, Weiterbildung und Selbstverwaltung. Dazu gehörten Aufführungen der vielen professionellen Musiker und Theaterleute. Im Camp 7 Hay entstanden u.a. Stücke, die die Haftsituation doppelsinnig und ironisch aufgriffen. Das verrieten Showtitel wie „Hay Fever“ (wörtlich: Heuschnupfen, aber auch auf den Haftort anspielend) oder Songs wie „Say Hay for Happy“. Ende 1940 hatte „Snow White – S3828“ Premiere, worin Kurt „Doc“ Sternberg[89] Kurt Sternberg (1899) war in Deutschland und im britischen Exil als Filmproduzent tätig. Motive aus Disneys populärem Zeichentrick-Klassiker von 1937 aufgriff. Im Februar 1941 kompilierte er unter dem Titel „Snow White and the seven Hay Days“ Elemente aus vorherigen Shows[90] Albrecht Dümling „Die verschwundenen Musiker“, Köln 2011, Seite 220. Vgl. Tagebuch von Kurt Lewinski in Archive of Judaica, University of Sydney (Shelf List 17).. Das Schneewittchen-Motiv griff eine Gemeinsamkeit der Märchenfigur und der Internierten auf: Sie wurden unschuldig aus ihrer Heimat in ein Land „hinter sieben Bergen“ vertrieben. Der Refrain eines Songs[91] Text von Hans Blau, Musik von Werner Baer (beide Queen Mary-Gruppe), Dümling aao., Seite 229. macht deutlich, dass die kulturellen Aktivitäten kein Selbstzweck waren:
„Es ist die Hoffnung, die uns aufrecht hält
Die Sehnsucht nach dem bisschen Glück.
Wenn sich das Schicksal auch dagegenstellt
Es kommt zurück.“
Sigurd Lohde war im Camp Tatura 3 zusammen mit vielen Musikern untergebracht, die auf der Dunera oder auf der Queen Mary von Singapur nach Australien deportiert worden waren. Auch dort wurde komponiert, gesungen, Theater gespielt. Ein Beispiel war die Revue „Laugh and Forget“ mit Nummern á la „Wie man zu Bett geht“ und einer Modenschau[92] Ebenda, Seite 226.. Ob und wie sich Sigurd Lohde bei diesen Stücken engagierte ist nicht überliefert.
Bis zum Frühjahr 1942 hatten sich hunderte Internierte für britische Pioniereinheiten oder andere kriegsdienliche Arbeiten gemeldet und waren nach England gebracht worden. Nach Pearl Harbour[93] Japan trat mit dem Angriff auf Pearl Harbor am 7.12.1941 in den Krieg ein, abgerufen am 25.8.2025. und dem japanischen Angriff auf die nordaustralische Hafenstadt Darwin[94] Wikipedia über die Luftangriffe auf Australien, abgerufen am 25.8.2025. am 19. Februar 1942 fehlte es in Australien wegen der verstärkten Einberufungen an Arbeitskräften. Viele Internierte wurden daher zunächst außerhalb der Lager u.a. zur Obsternte eingesetzt. Entsprechend gab Lohde im April 1942 „fruit picker[95] Militärakte Sigurd Sigismund Lohde, NAA_ItemNumber6254965.“ als seine aktuelle Tätigkeit an.
In australischer Uniform
Das Ende der Internierungen ist auf das Frühjahr 1942 zu datieren. Die Internierten, die noch in Australien waren, wurden aufgerufen, sich für die australische Armee zu melden. Ihnen wurde eine Aufenthaltsgenehmigung oder die Einbürgerung Down Under in Aussicht gestellt[96] Vgl. Aktennotiz des General-Adjudanten für das australische Parlament, 29. März 1946. National Archives of Australia (NAA), NAA_ItemNumber4938132, Blatt 28, Ziffer d..
Wie viele Kameraden (u.a. Dehn, Wasser, Laufer, Schwarz etc.) meldete sich auch Sigurd Lohde. Am 8. April 1942 trat er den Dienst bei der 8th Employment Company[97] Ebenda. (Dienstnummer V377393) an. Diese unbewaffnete Einheit bestand aus bis zu 600 Ex-Internierten[98] Vlg. Kriegstagebuch der 8th Emp Coy, Australian War Memorial AWM52 22/1/17. ausschließlich deutscher und österreichischer Herkunft. Sie war nicht nur die größte Kompanie, sondern wohl auch die alliierte Einheit mit der höchsten Zahl jüdischer Soldaten. Die Ex-Internierten waren stolz, jetzt dem gemeinsamen Kriegsziel zu dienen, auch wenn viele lieber mit der Waffe gegen die Nazis gekämpft hätten.
Auch an Unteroffizieren herrschte Mangel. Sigurd Lohde wurde schon nach einer Dienstwoche zum Corporal[99] Militärakte aao. ernannt. Das Beispiel Franz Lebrechts zeigt, dass militärische Erfahrungen aus dem 1. Weltkrieg keine generelle Bedingung für diese Beförderungen war, obwohl Lohde damals gedient hatte. Im Oktober 1942 wurde Lohde zum Acting Sergeant und im September 1945 zum Sergeant befördert. Eingesetzt war er u. a. in Tocumwal, wo Soldaten der 8th auf dem Grenzbahnhof zwischen den Bundesstaaten New South Wales und Victoria zum Umladen zwischen Zügen unterschiedlicher Spurweite herangezogen wurden.
Sigurd Lohde in der Uniform der australischen Armee. Foto: Familienarchiv Lohde.
Sgt. Sigurd Lohde (l.) als Schneewittchens Anwalt.
Fotos von Dunera Boy Harry Jay erschienen im großen Bericht des „Pix Magazine“ im Juni 1943. Quelle: Trove Archive, Australien.
Wo ist Schneewittchen?
Die Zusammensetzung der 8th Employment Company war auch in anderem Sinne besonders, weil sich der Einheit viele Künstler angeschlossen hatten. Auch in Uniform und nach der oft schweren Arbeit, nutzten viele ihren Ausgang, um ins Theater zu gehen. Und sie bereicherten selbst das kulturelle Leben an den Stationierungsorten u.a. mit Konzerten[100] Dümling aao., Seite 236 ff.. Die Soldaten profitierten u.a. von Freiheiten, die ihnen ihr beliebter Kommandeur Captain Edward Broughton[101] E.R. Broughton, Biografie von Dunera Boy Klaus Loewald im Australian Dictionary of Biography, abgerufen am 30.8.2025. (1884 – 1955) gewährte. Aufgrund der vielen kulturellen Aktivitäten bezeichneten die Soldaten ihre Einheit gelegentlich scherzhaft auch als „Entertainment Company“.
1943 trieben sie das auf die Spitze: „Doc“ Kurt Sternberg hatte Teile der „Snow White“-Programme umgeschrieben und ergänzt. Heraus kam „Sgt. Snow White“, ein antifaschistisches Musical mit Sieben Zwerge-Feeling und zahlreichen Anspielungen auf die Erfahrungen in Internierung und Armee und deutsch-englischen Sprachwitzen.
Das Stück schaffte es mit drei Aufführungen ab dem 17. April 1943 – also zum Jahrestag des Wechsels von der Internierung zur Armee – auf die Bühne des Melbourner Union Theatre. Neben Profis und Amateuren auf und hinter der Bühne soll sich sogar Captain Broughton nicht vor einem kleinen Cameo-Auftritt[102] Inglis, Spark et al. „Dunera Lives. Profiles“, Melbourne 2020, Seite 13. gescheut haben.
Zum sprachlichen Arsenal gehörten Anspielungen, Witze, Verballhornungen, umgetextete populäre Lieder. Weil die Aufführung in englischer Sprache stattfand wurde z.B. aus den Tellerchen, Messerchen, Gäbelchen usw. der grimmschen Zwerge „plate-chens, knife-chens, fork-chens“ usw. Oder: Die Königin bezeichnet Tänzer als „Jew-ropeans. Many of them from Austria. We call them Austri-Aliens“. Solche Formulierungen „verbergen Ernstes, denn die rassische Verfolgung … setzte sich in Australien als Abwehr von Fremden (‚Aliens‘) fort“, erläutert der Berliner Musikhistoriker Albrecht Dümling[103] Dümling aao., Seite 247..
Wie es sich für eine gute Show gehört, gab es am Ende die Hochzeit[104] Ebenda, Seite 249. der durch das gesamte Stück und auch in dieser Szene abwesenden (weil ja vertriebenen) weiblichen Titelfigur mit Prince Charming.
Ein in London entstandenes Gedicht, verfasst von Dunera Boy Simon Hochberger, betitelt „The European“ bzw. „Sounds of Europe[105] Ebenda, Seite 252.“, rief am Schluß zum Widerstand gegen die Nazis auf:
„Die Armeen der Freiheit sind auf ihrem Weg
Vorwärts Arbeiter – vorwärts Soldat
Die Henker Europas werden es zurückzahlen“!
Karikatur von Sigurd Lohde des Internierten Fritz Schönbach in einem Bericht der Armeezeitschrift SALT[106] "They don't forget" in SALT Nr. 4, 26.4.1943. Entnommen aus Dunera News Nr. 5 (1985), Seite 13. über die 8th Employment Company.
„Sigurd Lohde trug dieses kämpferische Gedicht auf eine Weise vor, die bei den Zuhörern starke Wirkung hinterließ“, griff Albrecht Dümling die Rezension der Zeitschrift „The Listener In[107] Ebenda. Zit.n. Catherine Duncan "Snow White Joins The Army. Show as pointer to Theatrical Future" in The Listener In, Melbourne, 22.-28.5.1943.“ auf. Dem folgend „war es einer der schauspielerisch beeindruckendsten Teile des Abends.“
Für den „8 Aust Employmewnt Coy March“ schrieb Sgt. Sigurd Lohde Text und Musik.
Mit freundlicher Genehmigung des Jewish Museum of Australia, Bestand Nr. 4466.
Wer weiß etwas über den Verbleib der verschollenen Noten des Marsches? Bitte schreiben Sie an dunera.de.
Diese Zeitschrift richtete den Blick über ihren Radio-Horizont hinaus und hob die neue Interpretation des Grimmschen Märchens hervor, indem sich das Stück auf das persönliche Erleben der Mitwirkenden stützte. Das könne neue Wege öffnen, spielte der Rezensent mit dem Titel „Novel Show as Pointer to Theatrical Future“ auf Australiens Bühnenlandschaft an.
Die in New York erscheinende jüdische Wochenzeitung „Aufbau[108] Irma Schnierer „Preisgekrönte Europäer in Australien“ in „Aufbau“ (New York), 21.1.1944, Seite 10.“ meldete am 21. Januar 1944, dass Autor Simon Hochberger (Dunera) und Komponist Werner Baer (Queen Mary) mit „Sounds of Europe“ einen anonymisierten Songwettbewerb des australischen Rundfunks ABC für Soldaten gewonnen hätten und dass der Song in einer landesweiten Ausstrahlung verbreitet wurde. Die Juroren seien später überrascht gewesen, den Preis an Ausländer vergeben zu haben, ergänzte Dümling. Er fügte süffisant an, auf eine Drucklegung des Siegertextes[109] Dümling aao., Seite 253. sei verzichtet worden.
Die australische Zeitschrift „Pix“ betitelte ihren reich bebilderten Artikel „Alien Soldier’s Show Twits Nazis“ (Ausländische Soldaten verspotten Nazis) und stattete ihn mit großen Fotos von Dunera Boy Harry Jay aus. Der Rezensent beschrieb den Abend als „Theater aus Fleisch und Blut“ und „eine Augenöffnung dafür, wie fantasievoll und einfallsreich eine Soldatenshow sein kann – trotz begrenzter Ressourcen und einer hauptsächlich aus Amateuren bestehenden Besetzung“. Der Autor erwähnte auch Sigurd Lohde. Ein Foto zeigt ihn als Anwalt, dessen Rollenname „Dr. Blizzard of Oz“ sowohl auf „Der Zauberer von Oz“ als auch auf einen Schneesturm anspielt.
Nach den sehr positiven Kritiken in der australischen Presse wurde das Stück im Mai 1943 noch dreimal gespielt. Neuaufführungen fanden erst Jahrzehnte später statt. 2024 brachten Studierende der JMC Academy in Sydney „Sgt. Snow White“ auf den Tag genau 81 Jahre nach der Premiere erneut auf die Bühne. Diese Aufführung wurde unter Anleitung von Ian Maxwell und Joseph Toltz eingerichtet.
Leben und Arbeit in Sydney
Noch während des Armeedienstes hatte Sigurd Lohde 1944 eine Aufenthaltsgenehmigung beantragt und dabei wie in anderen australischen Dokumenten „Chiropodist und Masseur[110] Application for permit to enter Australia vom 7.4.1944 in NAA_ItemNumber7843960.“ als Beruf angegeben. Vom 11. August 1945 datierte seine Naturalisierung; Sigurd Lohde war also bei seiner Entlassung ins Zivilleben am 30. August 1945 australischer Staatsbürger. Die letzte medizinische Untersuchung[111] Entlassungspapiere Sigurd Lohde, ebenda. der Armee stellte fest, er sei „unfit für schwere manuelle Arbeit oder lange Märsche“. Seine Entlassung erfolgte nach Sydney, 22 Roslyn Gardens, wo seine Kusine Lotte Miller[112] Charlotte Miller kam am 24.4.1939 mit der Orungal in Sydney an. (NAA_Item30420356; nicht digitalisiert). lebte.
1946 war Lohde im Wählerverzeichnis[113] Wählerliste von Darlinghurst (Sydney) 1946 via ancestry. des Sydneyer Stadtteils Darlinghurst wieder als Chiropodist und Masseur gelistet. Er selbst berichtete über die Zeit nach dem Militärdienst: „Ich war Farmer, Hausdiener, Krawattenvertreter, Warenhausangestellter, Stampfer in einer Fabrik, und schließlich machte ich in Sydney eine kleine Milchbar[114] „Telegraf“ aao. auf. Dort traf sich alle Welt.“ Finanziert hatte er die Milchbar einem mit Lotterie-Gewinn[115] Die Familie bestätigt entsprechende Berichte. Mails von Kevin Lohde an dunera.de. von 1.000 Pfund.
In den Wählerverzeichnissen von 1949 und 1954 war Sigurd Lohde im Sydney-Vorort Glenmore nun unter seinem anglisierten Künstlernamen Sydney Loder[116] Vgl. Wählerliste Glenmore, 1946, via ancestry.de. und als Schauspieler eingetragen, denn er versuchte natürlich, in Australien in seinem angestammten Beruf Fuß zu fassen. Er war – zu möglicherweise eher schlechten Bedingungen – für Radio und Bühne tätig, wie er später berichtete. U.a. spielte er im Palace Theatre und im Theatre Royal in Sydney.
Sydney Loder.
Mit freundlicher Genehmigung des National Film and Sound Archive of Australia.
Als aufständischer Goldsucher im Aussi-Kino
Drehpause am Set von „Eureka Stockade“: Sigurd Lohde, nun Sydney Loder (rechts), mit Kollegen.
Quelle: Wikimedia (public domain).
Den anglisierten Künstlernamen Sydney Loder hatte er sich spätestens 1948 zugelegt, als er eine Hauptrolle in dem Film „Eureka Stockade[117] Wikipedia über den Film „Eureka Stockade“ (deutscher Verleihtitel: „Goldgräber“), abgerufen am 14.8.2025“ bekam. Der Film des Regisseurs Harry Watt thematisierte den Goldsucher-Aufstand von 1854 in Ballarat (120 km westlich von Melbourne). Obwohl britische Truppen den Protest blutig niederschlugen, gilt die Eureka Stockade als Geburtsstunde der australischen Demokratie[118] Wikipedia über die Eureka Stockade, abgerufen am 14.8.2025. und der Einführung des allgemeinen Wahlrechts. Lohde spielte die Hauptrolle des historisch verbürgten Hannoveraners Frederick Vern[119] „Gold in Victoria. Frederick Vern“. Geman Australia online, abgerufen am 15.8.2025., auf dessen Ergreifung die Kolonial-Behörden für damalige Verhältnisse sensationelle 500 Pfund ausgesetzt hatten.
Der Weltpremiere in London Ende Januar 1949 folgte die australische Uraufführung Anfang Mai. Dieser Zeitpunkt war von zunehmenden sozialen Spannungen in Down Under gekennzeichnet. Die Regierung des Bundesstaats Queensland hatte Mitte 1948 einen Streik von 3.000 Eisenbahnern[120] Wikipedia über den Eisenbahner-Streik von 1948, abgerufen am 15.8.2025. in die Nähe eines kommunistischen Aufstandes[121] "Menzies on Coal Strikes Futility", The Argus am 5.4.1949. gerückt. In New South Wales bahnte sich ein Streik von 23.000 Bergarbeitern an. Die Regierung setzte Ende Juni 1949 Militär als Streikbrecher[122] Wikipedia über den Bergarbeiter-Streik von 1949, abgerufen am 15.8.2025. ein, um das Ende des Ausstands zu erzwingen.
„Die neue konservative Regierung, geführt von Robert Menzies[123] Der australische Filmwissenschaftler Paul Byrnes in „Curator’s notes“ zu „Eureka Stockade“, Australian Screen (Australisches Filmarchiv NSFA), abgerufen am 20.8.2025., war weniger daran interessiert, australische oder britische Filme zu promoten, die von linksorientierten Regisseuren wie Harry Watt gemacht wurden.“ Das Presseecho hob u.a. auf den als Fehlbesetzung charakterisierten Hauptdarsteller Chips Rafferty ab: „Niemand hätte sich durch Raffertys Führung zu einer Revolte gegen die Tyrannei inspirieren lassen.“ Dazu kam noch eine nationalistisch-zynische Note[124] „No Epic“, Rezension in „The Advertiser“ (Adelaide) am 27.1.1949 via NLA-Trove.: „Es ist kein Nachteil für Australien, dass die sechs führenden Schauspieler hinter Rafferty aus England ‚importiert‘ wurden.“
Konservative Rezensenten nutzten Kritik am filmischen Handwerk, um den politischen Sprengstoff der Geschichte über den Kampf um soziale Gerechtigkeit und gegen Ausbeutung durch den Staat nicht aufscheinen zu lassen. „‚Eureka Stockade‘ wurde zum falschen Film zur falschen Zeit, zumindest für einige.“ Das „Pix Magazine“ wählte die Überschrift[125] „Pix Magazine" am 23.4.1949 via Trove (australisches Zeitungsarchiv). „Attacked by critics, applauded by the public“.
Bei „Captain Thunderbolt“, einem Biopic von 1953 über einen legendären australischen Outlaw, ist die Mitwirkung Sydney Loders zwar schriftlich nicht nachgewiesen. Jedoch ist er in einem Trailer und auf einem Foto von der Digitalisierung und Restaurierung dieses Films deutlich zu erkennen[126] Kurzbericht über die Restaurierung im Jahresbericht 2023/24 des australischen Filmarchivs NFSA (Seite 22/23); Infos bei Wikipedia und IMDB, abgerufen am 20.8.2025..
Eine alte Liebe, eine Pension und ein Beuteltier in Berlin
Die Pleite der Milchbar und begrenzte Aussichten im Hauptberuf hatten Sigurd Lohde wohl zur Rückkehr nach Deutschland veranlasst. Ende 1954 traf er in Westberlin ein und wohnte zunächst in der Dallwitzstraße 34[127] Sammlung Straschek aao., Westberliner Telefonbuch 1955 via ZLB (Digitale Landesbibliothek Berlin). im Stadtbezirk Zehlendorf. Der Eintrag im Telefonbuch hatte den Zusatz „Schauspieler und Regisseur“. Ab 1956 teilte er sich Telefonnummer und Adresse in der Isoldestraße 2[128] Telefonbuch Westberlin 1956, via ZLB. in Friedenau mit Herta Plagemann.
Die am 25. April 1912 in Berlin geborene Herta Elisabeth Plagemann[129] Standesamt Berlin, Heiratseintrag Nr. 591 vom 19.6.1934 dokumentiert die Scheidung durch Urteil vom 5.2.1941. Via ancestry. (geb. Neuendorf) sei eine Jugendfreundin Lohdes gewesen, teilte das Boulevardblatt BZ[130] „BZ“ vom 15.5.1956 in der Sammlung Straschek aao. anlässlich ihrer Hochzeit am 15. Mai 1956 mit. Ein Jahr zuvor „hörte sie plötzlich seine Stimme in einem Hörspiel. Und die alte Liebe erwachte wieder“. Die Behauptung der Zeitung, Herta sei früher Operettensängerin gewesen, ist nicht beweisbar. Im standesamtlichen Eintrag ihrer ersten Ehe von 1934 wird sie als Kontoristin[131] Standesamt Eintrag Nr. 591 aao. bezeichnet.
Telefon- und Adressbücher belegen vor 1956 Einträge für Herta[132] Telefonbücher Westberlin via ZLB. in der Neuköllner Sanderstraße 6 und der Isoldestraße 2 jeweils mit dem Zusatz „Gaststätte“. Durch die Heirat sei Lohde Teilhaber ihrer Gastwirtschaft geworden, ulkte die Zeitung „BZ“.
Hochzeitsfoto von Sigurd Lohde und seiner Jugendfreundin Herta. Quelle: Familienarchiv Lohde.
Herta Lohde betrieb eine Pension „Metropol“, bestätigen Einträge in Westberliner Telefonbüchern:: „H Loder-Lohde“ war zumindest zwischen 1966 und 1969 mit diesem Betrieb in Charlottenburg, Fasanenstraße 71, verzeichnet. Nach dem Verkauf 1969 war das „Metropol“ in einem gemeinsamen Eintrag mit einer Pension am Kurfürstendamm 185 und der Eigentümerin Gerti Philipp zu finden. Den letzten Eintrag des „Metropol[133] Gelbe Seiten Westberlin, 1973/74, via ZLB.“ mit Frau Philipp gibt es in den Gelben Seiten von 1973/74.
Herta und Sigurd Lohde am Bartresen mit Bumerang, Koala und Buletten. Foto: Familienarchiv Lohde.
Laut einer australischen Quelle[134] Pearl aao., Seite 195. betrieb Lohde in Westberlin eine Gaststätte namens „Das Kangeru“. Das Westberliner Telefonbuch von 1957 bestätigte die Existenz einer solchen Gaststätte im Eintrag „Loder Herta+Gaststätte ‚Zum Kängeruh[135] Telefonbuch Westberlin 1957, Seiten 405 und 407 via ZLB.‘“; als Anschrift wird die Isoldestraße 2 genannt. Dass sich „Zum Kängeruh“ (und überhaupt eine Gaststätte) in dem Gebäude befunden hätte, halten Kenner der lokalen Historie für eher unwahrscheinlich: Der bis heute vor dem Haus abgesenkte Bordstein und die Fassadengestaltung des Erdgeschosses deuteten darauf, dass sich früher im Erdgeschoß Remisen bzw. Garagen[136] Telefonat mit dem Historiker Joachim Perle. befunden haben. Überdies hat „Zum Kängeruh“ wohl nicht allzu lange existiert, denn es gibt keine weiteren Einträge im Telefonbuch oder andere Belege.
Statt der Lohdes ist 1958/59 eine Herta Dähn[137] Telefonbuch 1958/59 via ZLB. Über eine „Rügenklause“ Ende der 1960er Jahre in der Uhlandstraße 43 wird in „Berlin wie es schreibt und isst“, München o.J., Seite 178, berichtet. in der Isoldestraße 2 mit dem Zusatz „Zur Rügenklause“ eingetragen. Spätere Einträge sind aber auch für sie nicht auffindbar. Rückblickend geht die Familie Lohde heute davon aus, „dass er die Hotelbar in der Pension[138] Mails von Kevin Lohde aao. von Herta umgestaltet hat“.
Auf der Bühne, vor Kamera und Mikrofon
Sigurd Lohde konnte als Schauspieler[139] Sammlung Straschek aao. wieder Fuß fassen. Ein erstes Engagement am Renaissance Theater gab ihm Rückhalt; u.a. spielte er 1961 dort in „Staats-Affairen“; eine Aufzeichnung wurde als Hörspiel gesendet. In den folgenden Jahren sah man ihn u.a. im Hebbel-Theater (als Generaldirektor in „Mit den besten Empfehlungen“) und im Theater Komödie. Er hatte befristete Engagements in Essen und am Wiener Theater in der Josefstadt und war ab 1974 mit der „Grabowski-Tournee“ unterwegs.
Die ARD-Hörspieldatenbank[140] ARD-Hörspieldatenbank aao. verbindet Sigurd Lohde mit 90 Hörspielen. Darunter sind „Berlin – Alexanderplatz“ des Hessischen Rundfunks nach Alfred Döblin, zahlreiche Produktionen des damaligen Westberliner öffentlich-rechtlichen Senders SFB. Unterschiedliche Rollen sprach er in vielen Folgen von „Damals war’s – Geschichten aus dem alten Berlin“ des deutschsprachigen US-Senders RIAS[141] Hinweis: Zahlreiche Hörspiele aus der RIAS-Serie sind auf YouTube verfügbar.. Seine Arbeiten reichen von Klassiker-Adaptionen wie Shakespeare oder Simenon bis zu zeitgenössischen Originalstoffen. Für Kinder war eine Serie nach C.S. Foresters „Horatio Hornblower“-Büchern gedacht, in der Lohde in einigen Folgen den El Supremo sprach.
Für den DDR-Kinoverleih Progress wirkte er an sechs im DEFA-Studio für Synchronisation hergestellten Kinofassungen von Filmen aus Frankreich, Italien und der CSSR mit. Herausragend ist die Koproduktion der DDR mit Frankreich „Die Abenteuer des Till Ulenspiegel“ mit Gerard Philipe in dem von deCoster erfundenen Schelmen-Charakter und als Regisseur. In den DDR-Kinos war die von Raymond Souplex[142] Links zu S. Lohde in der Filmdatenbank der DEFA-Stiftung abgerufen am 25.8.2025. verkörperte Rolle des Grippeous mit der Stimme des Westberliners Sigurd Lohde zu hören.
Vor der Kamera profilierte er sich oft in Nebenrollen. Auffallend häufig wurde er von Artur Brauners Berliner CCC-Filmkunst[143] Filmkatalog der CCC-Filmkunst, Suche nach Lohde, abgerufen 20.8.2025. verpflichtet, darunter 1963 als Briefträger in „Scotland Yard jagt Dr. Mabuse“. Für das Fernsehen spielte er u.a. in den Shakespeare-Adaptionen „Wie es euch gefällt“ und „Viel Lärm um Nichts“. In rund 20 Jahren stand er, neben der Theater- und Radioarbeit, in etwa 72 Kino- und TV-Rollen vor der Kamera.
Sein letzter Film war eine Minirolle als Schaffner in „Taxi nach Leipzig[144] Wikipedia über „Taxi nach Leipzig“, TV-Premiere am 29.11.1970. abgerufen am 15.8.2025.“. Dieser 1970 erstgesendete TV-Krimi hat aus zwei Gründen Bedeutung: Zum einen ging es um eine Ost-West-Handlung: Wegen eines Mordfalls an der Transitautobahn zwischen der Bundesrepublik und Westberlin fordern DDR-Behörden Hilfe aus dem Westen an. Zum anderen wurde der Film kurz vor der Ausstrahlung von der Sendeanstalt ARD als erster Beitrag in die bis heute bestehende Krimireihe „Tatort“ eingespurt.
Als Briefträger im Kino-Krimi „Scotland Yard jagt Dr. Mabuse“ (1963). Mit freundlicher Genehmigung der CCC-Film.
Familiäres
Das Telefonbuch von 1958/59 verzeichnete Sigurd Lohde-Loder mit der bekannten Telefonnummer nun im Nebenhaus Isoldestraße 3. Ab 1960 wohnten Sigurd und Herta in der Schmargendorfer Künstlerkolonie im Steinrückweg 3 – zwei Haustüren entfernt von Sigurds alter Wohnung des Jahres 1934. Sigurd und Herta zogen 1967 zum Dünkelbergsteig 1a [145] Letzter Eintrag im Westberliner Telefonbuch 1978 via ZLB. nach Zehlendorf.
Sigurd Lohde behandelte Hertas Sohn aus erster Ehe Lothar Plagemann[146] Mails von Kevin Lohde aao. (1935 – 2020) wie ein eigenes Kind, ist aus der Familie zu erfahren. Sigurd inspirierte den jungen Mann offensichtlich, denn auch er wählte den Beruf des Schauspielers. Er trat unter dem Künstlernamen Lothar Mann[147] Wikipedia und Synchronkartei über Lothar Plagemann (Mann), abgerufen am 15.8.2025. ab 1960 in diversen Fernsehfilmen, als Synchronsprecher und auf Berliner Theaterbühnen auf.
Herbstspaziergang: Herta und Sigurd Lohde.
Foto: Familienarchiv Lohde.
Zur Familie seines 1936 verstorbenen Bruders Gerhard hatte Sigurd Lohde schon in Australien Kontakt aufnehmen können. Gerhards Sohn Hans-Georg[148] Mails von Kevin Lohde aao. und Sigurd „bauten eine liebevolle Beziehung auf“. Sigurd half der in Tangerhütte (DDR; heute Bundesland Sachsen-Anhalt) lebenden Familie „vor allem finanziell und materiell, er schickte Bücher, Pakete und sogar Waschmaschinenteile“ und besuchte sie oft, berichtet die Familie.
„Gold habe ich nicht gefunden“, spielte Lohde später mit dem Thema seines australischen Films. „Aber das Leben habe ich geschafft und den Weg zurück nach Berlin gefunden“, hatte der „Telegraf“ Sigurd Lohde[149] „Telegraf“ aao. ein paar Monate nach seiner Rückkehr aus Australien zitiert.
Sigurd Lohde starb am 22. Juli 1977 in seinem Ferienhaus in Bad Sooden-Allendorf (Hessen). Seine Witwe Herta, die seinen Künstlernamen Loder übernommen hatte, wohnte danach zunächst im Berliner Bezirk Wilmersdorf. In Meldeunterlagen wurde sie später in Bayern und Schleswig-Holstein als Herta Loder[150] Sammlung Straschek aao. geführt. Sie starb am 25. April 1997, ihrem 75. Geburtstag, in Berlin. Sie wurde an der Seite von Sigurd auf dem Berliner Waldfriedhof Heerstraße beigesetzt.
Das Grab von Sigurd und Herta Lohde auf dem Waldfriedhof Heerstrasse. Foto: Dehn.
Hinweise: Herzlicher Dank gilt Kevin Lohde, einen Urenkel von Sigurds Bruder Gerhard Lohde; er und seine Eltern stellten umfangreiches Material zur Verfügung. Dank auch an Frau Dr. Silvia Asmus und Katrin Kokot vom Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt/Main und Claudia Mayerhofer vom Theatermuseum im Wien. Informationen über Filme und Besetzungen finden sich vor allem in den Datenbanken IMDB (USA), des BFI (UK), des NSFA (Australien), bei Wikipedia sowie im Archiv der Berliner CCC-Filmkunst. Eine wertvolle Hilfe waren die digitalen Archive Zeitungsportal.de (Deutsche Nationalbibliothek) und Anno der Österreichischen Nationalbibliothek.
Fußnoten
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- [1]↑Standesamt Weimar. Geburtseintrag Nr. 278 vom 12.6.1899 via ancestry.
- [2]↑Standesamt Weimar, Heiratseintrag Nr. 584 vom 14.6.1894 via ancestry.
- [3]↑Adressbuch Weimar 1899 via ancestry. Heute Puschkinstrasse 1. Wikipedia über das Gebäude, abgerufen am 15.8.2025.
- [4]↑Wikipedia über die Kaufstraße, heute ein Kulturdenkmal, abgerufen am 15.8.2025.
- [5]↑Adressbücher Weimar 1899 und 1906 via ancestry.
- [6]↑Stadtarchiv Weimar, Akten der Baupolizei, Signatur II-8-284, Archivportal Thüringen, abgerufen am 20.9.2025.
- [7]↑Vgl. Lernort Weimar. Spuren jüdischen Lebens in Weimar und Jewish Places über die Israelitische Religionsvereinigung Weimar, abgerufen am 25.10.2025. Vgl. Erika Müller, Harry Stein "Jüdische familien in Weimar" (Stadtmuseum Weimar 1998).
- [8]↑Standesamt Weimar, Sterbeeintrag Nr. 423 vom 5.7.1915, via ancestry.
- [9]↑Berliner Telefonbuch 1931/32 via ancestry.
- [10]↑Vgl. Stammbaum Lohde/Gork via ancestry.
- [11]↑Geburts- und Sterbedaten der Brüder von Sigurd Lohde via ancestry.
- [12]↑Stolperstein für Gerhard Lohde in Tangerhütte (Sachsen-Anhalt), Schillerstraße 4.
- [13]↑Vgl. Stammbaum Lohde/Gork via ancestry.
- [14]↑Adress- und Telefonbücher Wien 1938 bis 1940, via ancestry.
- [15]↑Transportkartei Theresienstadt via Arolsen-Archiv, Transportliste aus Theresienstadt, abgerufen am 15.8.2025.
- [16]↑Günter Peter Straschek. Dokumentensammlung im Auftrag der Philipps-Universität Marburg für ein nicht erschienenes Lexikon der Filmemacher im Exil. Die Materialsammlung über Sigurd Lohde umfasst 70 nicht nummerierte Blätter, hauptsächlich Notizen ohne Bewertungen und Quellennennung sowie Briefwechsel. Bestand EB 2012/153.D.01.2005 im Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt/Main, DNB-Eintrag. Wikipedia über Straschek, abgerufen am 1.7.2025.
- [17]↑Heute: Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. In einer Absolventenliste wird Lohde nicht genannt.
- [18]↑Sammlung Straschek aao.
- [19]↑Ebenda und Lohdes Angaben in seiner australischen Militärakte, Australisches Nationalarchiv NAA_ItemNumber6254965.
- [20]↑Wikipedia über Leopold Jessner, der von 1919 bis 1928 Intendant des Schauspielhauses Berlin war, abgerufen am 10.7.2025.
- [21]↑Sammlung Straschek aao.
- [22]↑„Arbeiterwille“ Graz am 28.8.1928, Seite 4, via Anno (Österreichische Nationalbibliothek).
- [23]↑„Grazer Tagblatt“ am 13.10.1928, Seite 8, via Anno
- [24]↑„Grazer Tagblatt“ am 2.6.1929, Seite 17, via Anno
- [25]↑Siehe auch Bundesarchiv, BArch R 56-III/1138.
- [26]↑„Kunst und Volk. Blätter der Breslauer Volksbühne e.V.“, Heft 1 1926/27“, Seite 31 via Deutsches Zeitungsportal.
- [27]↑Handbuch 1928 der Genossenschaft deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA), Seite 304, via ancestry.
- [28]↑Volksbühne am Rosa Luxemburg-Platz, Spielzeitchronik 1930 bis 1940, abgerufen am 20.8.2025.
- [29]↑Berliner Börsen-Zeitung am 18.11.1924 Seite 41 via Deutsches Zeitungsportal.
- [30]↑ARD-Hörspieldatenbank beim Deutschen Rundfunkarchiv, abgerufen am 25.8.2025.
- [31]↑Grazer Tagblatt“ am 5.1.1929, Seite11, via Anno.
- [32]↑GDBA-Handbuch 1931, Seite 304.
- [33]↑In „Der Schrei nach dem neuen Film“, Kinematograph vom 29.7.1932, Seite 1, via Anno.
- [34]↑GDBA-Handbuch 1931, Seite 303 via ancestry, und Autogrammadressen in „Mein Film“ ab Ausgabe 358 Seite 16, via Anno.
- [35]↑Telefonbuch Berlin 1934 via ancestry.
- [36]↑Wikipedia über die Künstlerkolonie, die 1927 von der GDBA und dem Schutzverband deutscher Schriftsteller gebaut wurde, um den sozial nicht abgesicherten Künstler günstiges Wohnen zu ermöglichen, abgerufen am 22.9.2025.
- [37]↑„M“ in der Filmdatenbank IMDB, abgerufen am 15.8.2025.
- [38]↑Damals wurden Filme of parallel in mehreren Sprachen gedreht. Wikipedia über „Der Sprung ins Nichts“, die Version von „Halfway to Heaven“ für den deutschen Kinomarkt, abgerufen am 15.8. 2025.
- [39]↑„Hallesche Nachrichten“ vom 24.12.1931, Seite 17, via Deutsches Zeitungsportal.
- [40]↑Wikipedia über Paul von Hindenburg, einen Miterfinder der „Dolchstoßlegende“, die behauptet, die Heimat sei im 1. Weltkrieg den erfolgreichen Militärs in den Rücken gefallen. Abgerufen am 25.8.2025.
- [41]↑Eintrag zum Film „Theodor Körner“ bei IMDB, abgerufen am 15.8.2025.
- [42]↑Die „Deutsche Illustrierte“ Nr. 41 vom 11.10.1932 hat keinen Artikel zu ihrem Titelbild. Auf Seite 2 wird „Der Weg in die Volksgemeinschaft“ u.a. mit Fotos von einem paramilitärischen Arbeitslager und einem Hohelied auf das „wirkliche Volksheer“ der Kaiserzeit im Text beschworen. Ausgabe im Archiv Dehn.
- [43]↑„Kinematograph“ vom 11.6.1932, Seite 2, via Anno.
- [44]↑Wikipedia über die Reichsfilmkammer, abgerufen am 16.8.2025.
- [45]↑Cyril Pearl „The Dunera Scandal“, Angus & Robertson 1983, Seite 22, nennt keine Quellen.
- [46]↑Cinegraph und Wikipedia über „Hundert Tage“, abgerufen am 15.8.2025.
- [47]↑Wikipedia über den Schauspieler Werner Krauß, abgerufen am 15.8.2025.
- [48]↑„Neues Wiener Journal“ am 12.12.1933, Seite 11 via ANNO.
- [49]↑Katharina Wessely, „Theater der Identität“, Radio Prague International am 22.12.2012, abgerufen am 25.8.2025.
- [50]↑Sammlung Straschek aao.
- [51]↑„Mein Film“, Ausgabe 440 (Ende Mai 1934), Seite 9, via Anno.
- [52]↑„Kleine Volks-Zeitung“, 21.1.1934, Seite 28, via Anno.
- [53]↑Vgl. Wikipedia über Tilla Durieux, abgerufen am 28.8.2025.
- [54]↑Wikipedia über das Neue Deutsche Theater, das in Prag von 1888 bis 1938 bestand. Im Gebäude befindet sich heute die tschechische Staatsoper. Abgerufen am 25.8.2025.
- [55]↑Telefonbuch Wien 1937 via ancestry.
- [56]↑Wikipedia über den jüdischen Regisseur Hermann Kosterlitz, der in den 1950er Jahren mit Komödien und dem Musikdrama „Hundert Mann und ein Mädchen“ in Hollywood Karriere machte.
- [57]↑Vgl. Deutsche Synchronkartei (Liste für Lohde ist unvollständig), abgerufen am 20.9.2025.
- [58]↑Sammlung Straschek aao.
- [59]↑Wikipedia über das „Ehrenkreuz“, abgerufen am 15.8.2025.
- [60]↑Wikipedia über den „Anschluss“ Österreichs, abgerufen am 20.8.2025.
- [61]↑Wikipedia über die Zerschlagung der Tschechoslowakei, abgerufen am 15.8.2025.
- [62]↑Wikipedia über das Protektorat Böhmen und Mähren, abgerufen am 25.9.2025.
- [63]↑Sammlung Straschek aao.
- [64]↑Karteikarte des Home Office für Lohde, via ancestry.
- [65]↑Mark Piggott „A Beacon of Hope …“ University of London online, 17.6.2024, abgerufen am 15.8.2025.
- [66]↑The Spectator am 7.7.1939, zit. n. „A Light in Dark Times“, Exile Research Center, abgerufen am 15.7.2025.
- [67]↑Sammlung Straschek aao.
- [68]↑Karteikarte des Home Office aao.
- [69]↑Australischer Personalbogen für S. Lohde, NAA_ItemNumber9903925, via NAA.
- [70]↑„Neutral Port“ in der Filmdatenbank IMDB, abgerufen am 15.8.2025.
- [71]↑„Convoy“, „Sailors Three“ und „Night Train to Munich“ in der Datenbank des British Film Institute, abgerufen am 15.8.2025.
- [72]↑Überschrift in „Telegraf“, 1.3.1955, Seite 3, Familienarchiv Lohde.
- [73]↑Cyril Pearl aao.
- [74]↑Vom Ziel Australien erfuhren die Internierten laut zahlreicher autobiografischer Darstellungen erst, als die Reise zu lange dauerte, das Klima tropischen Charakter annahm und die Dunera ihren ersten Stopp in Freetown (Sierra Leone) einlegte.
- [75]↑Wikipedia über die Schlacht von Dünkirchen. Die Dunera legte erst am 10.7.1940 ab.
- [76]↑Vgl. Sea Distances online, abgerufen am 25.8.2025.
- [77]↑Die Kleinstadt liegt in der Grafschaft Surrey, südlich von London.
- [78]↑Rund 1.000 Internierte aus dem britischen Lager Huyton wurde mehr Freiheit zugesagt und, dass ihre internierten Frauen und Kinder kurzfristig folgen würden. Weitere Migration z.B. in die USA wurde in Aussicht gestellt. Siehe Memorandum der Internierten von Camp 7.
- [79]↑Mail von Alan Morgenroth an dunera.de vom 14.8.2025.
- [80]↑Vgl. Liste 7 der 12 von 13 Einschiffungslisten im NAA-Archiv, NAA_657104_Liste7_300, abgerufen am 17.2.2024.
- [81]↑Den Bezug zwischen Liste 7 und Lingfield stellen die Historiker Alan Morgenroth und Rachel Pistol fest in „The Dunera Boys … Who, when and why?“. In „Dunera News“ Nr. 109, Seite 10f.
- [82]↑Sigurd Lohde: „Lingfield Ballade“, Zweisprachiges Original. Bestands-Nummer 4097 des Jewish Museum of Australia.
- [83]↑Protokoll der Fragestunde im britischen Unterhaus vom 9. Juli 1940, abgerufen am 20.8.2023.
- [84]↑Die Entscheidungen der Tribunale „spiegelten zumindest die Meinung der sozialen Schicht, aus der diese King’s Counsels (Berater des Königs) stammten“, wider. Etliche Tribunale nutzten unzureichende Vorgaben, um „ihre antibolschewistische Voreingenommenheit walten (zu lassen), indem sie alle Veteranen der Internationalen Brigaden, die den Faschismus in Spanien bekämpft hatten, für verdächtig erklärten“. So die Einschätzunmg des Kanada-Internierten Eric Koch in „Deemed Suspect. A Wartime Blunder“, Toronto 1980, Seite 9/10.
- [85]↑Wikipedia über Eleanor Rathbone, abgerufen am 10.9.2025.
- [86]↑Protokoll des Unterhauses vom 10.7.1940, abgerufen am 10.9.2025.
- [87]↑F. Lafitte veröffentlichte schon Ende 1940 das erste Sachbuch mit 256 Seiten The Interment of Aliens.
- [88]↑„Nominal Roll of German Internees for Melbourne“, NAA_Item657104.
- [89]↑Kurt Sternberg (1899) war in Deutschland und im britischen Exil als Filmproduzent tätig.
- [90]↑Albrecht Dümling „Die verschwundenen Musiker“, Köln 2011, Seite 220. Vgl. Tagebuch von Kurt Lewinski in Archive of Judaica, University of Sydney (Shelf List 17).
- [91]↑Text von Hans Blau, Musik von Werner Baer (beide Queen Mary-Gruppe), Dümling aao., Seite 229.
- [92]↑Ebenda, Seite 226.
- [93]↑Japan trat mit dem Angriff auf Pearl Harbor am 7.12.1941 in den Krieg ein, abgerufen am 25.8.2025.
- [94]↑Wikipedia über die Luftangriffe auf Australien, abgerufen am 25.8.2025.
- [95]↑Militärakte Sigurd Sigismund Lohde, NAA_ItemNumber6254965.
- [96]↑Vgl. Aktennotiz des General-Adjudanten für das australische Parlament, 29. März 1946. National Archives of Australia (NAA), NAA_ItemNumber4938132, Blatt 28, Ziffer d.
- [97]↑Ebenda.
- [98]↑Vlg. Kriegstagebuch der 8th Emp Coy, Australian War Memorial AWM52 22/1/17.
- [99]↑Militärakte aao.
- [100]↑Dümling aao., Seite 236 ff.
- [101]↑E.R. Broughton, Biografie von Dunera Boy Klaus Loewald im Australian Dictionary of Biography, abgerufen am 30.8.2025.
- [102]↑Inglis, Spark et al. „Dunera Lives. Profiles“, Melbourne 2020, Seite 13.
- [103]↑Dümling aao., Seite 247.
- [104]↑Ebenda, Seite 249.
- [105]↑Ebenda, Seite 252.
- [106]↑"They don't forget" in SALT Nr. 4, 26.4.1943. Entnommen aus Dunera News Nr. 5 (1985), Seite 13.
- [107]↑Ebenda. Zit.n. Catherine Duncan "Snow White Joins The Army. Show as pointer to Theatrical Future" in The Listener In, Melbourne, 22.-28.5.1943.
- [108]↑Irma Schnierer „Preisgekrönte Europäer in Australien“ in „Aufbau“ (New York), 21.1.1944, Seite 10.
- [109]↑Dümling aao., Seite 253.
- [110]↑Application for permit to enter Australia vom 7.4.1944 in NAA_ItemNumber7843960.
- [111]↑Entlassungspapiere Sigurd Lohde, ebenda.
- [112]↑Charlotte Miller kam am 24.4.1939 mit der Orungal in Sydney an. (NAA_Item30420356; nicht digitalisiert).
- [113]↑Wählerliste von Darlinghurst (Sydney) 1946 via ancestry.
- [114]↑„Telegraf“ aao.
- [115]↑Die Familie bestätigt entsprechende Berichte. Mails von Kevin Lohde an dunera.de.
- [116]↑Vgl. Wählerliste Glenmore, 1946, via ancestry.de.
- [117]↑Wikipedia über den Film „Eureka Stockade“ (deutscher Verleihtitel: „Goldgräber“), abgerufen am 14.8.2025
- [118]↑Wikipedia über die Eureka Stockade, abgerufen am 14.8.2025.
- [119]↑„Gold in Victoria. Frederick Vern“. Geman Australia online, abgerufen am 15.8.2025.
- [120]↑Wikipedia über den Eisenbahner-Streik von 1948, abgerufen am 15.8.2025.
- [121]↑"Menzies on Coal Strikes Futility", The Argus am 5.4.1949.
- [122]↑Wikipedia über den Bergarbeiter-Streik von 1949, abgerufen am 15.8.2025.
- [123]↑Der australische Filmwissenschaftler Paul Byrnes in „Curator’s notes“ zu „Eureka Stockade“, Australian Screen (Australisches Filmarchiv NSFA), abgerufen am 20.8.2025.
- [124]↑„No Epic“, Rezension in „The Advertiser“ (Adelaide) am 27.1.1949 via NLA-Trove.
- [125]↑„Pix Magazine" am 23.4.1949 via Trove (australisches Zeitungsarchiv).
- [126]↑Kurzbericht über die Restaurierung im Jahresbericht 2023/24 des australischen Filmarchivs NFSA (Seite 22/23); Infos bei Wikipedia und IMDB, abgerufen am 20.8.2025.
- [127]↑Sammlung Straschek aao., Westberliner Telefonbuch 1955 via ZLB (Digitale Landesbibliothek Berlin).
- [128]↑Telefonbuch Westberlin 1956, via ZLB.
- [129]↑Standesamt Berlin, Heiratseintrag Nr. 591 vom 19.6.1934 dokumentiert die Scheidung durch Urteil vom 5.2.1941. Via ancestry.
- [130]↑„BZ“ vom 15.5.1956 in der Sammlung Straschek aao.
- [131]↑Standesamt Eintrag Nr. 591 aao.
- [132]↑Telefonbücher Westberlin via ZLB.
- [133]↑Gelbe Seiten Westberlin, 1973/74, via ZLB.
- [134]↑Pearl aao., Seite 195.
- [135]↑Telefonbuch Westberlin 1957, Seiten 405 und 407 via ZLB.
- [136]↑Telefonat mit dem Historiker Joachim Perle.
- [137]↑Telefonbuch 1958/59 via ZLB. Über eine „Rügenklause“ Ende der 1960er Jahre in der Uhlandstraße 43 wird in „Berlin wie es schreibt und isst“, München o.J., Seite 178, berichtet.
- [138]↑Mails von Kevin Lohde aao.
- [139]↑Sammlung Straschek aao.
- [140]↑ARD-Hörspieldatenbank aao.
- [141]↑Hinweis: Zahlreiche Hörspiele aus der RIAS-Serie sind auf YouTube verfügbar.
- [142]↑Links zu S. Lohde in der Filmdatenbank der DEFA-Stiftung abgerufen am 25.8.2025.
- [143]↑Filmkatalog der CCC-Filmkunst, Suche nach Lohde, abgerufen 20.8.2025.
- [144]↑Wikipedia über „Taxi nach Leipzig“, TV-Premiere am 29.11.1970. abgerufen am 15.8.2025.
- [145]↑Letzter Eintrag im Westberliner Telefonbuch 1978 via ZLB.
- [146]↑Mails von Kevin Lohde aao.
- [147]↑Wikipedia und Synchronkartei über Lothar Plagemann (Mann), abgerufen am 15.8.2025.
- [148]↑Mails von Kevin Lohde aao.
- [149]↑„Telegraf“ aao.
- [150]↑Sammlung Straschek aao.